http://www.sueddeutsche.de/,ra12m1/computer/7/507170/text/ Mysteriöser Internet-Vorfall
Um-Lei-Tung
26.03.2010, 17:54 Von HelmutMartin-Jung Mitten in der Google-China-Krise galten für Nutzer von Facebook, Twitterund Youtube ein paar Stunden lang die chinesischen Zensurbestimmungen. LeitetePeking den Internetverkehr um?
ChinesischeFlagge vor Google-Sitz in Peking: Die Kontroverse geht weiter Foto: AP
Die ersten, die es merkten, waren die Techniker eines Internetanbieters inChile. Nutzer, die populäre Seiten wie Facebook, Twitter oder Youtube aufrufenwollten, erhielten plötzlich Fehlermeldungen.
Schnell fand ein Netzexperte heraus warum: Die Anfragen wurden über Chin ageleitet - für die Betroffenen war es so, als lebten sie auf dem chinesischenFestland. Dort blockieren die Behörden den Zugang zu diesen und anderen Seiten.Die Umleitung ist nun wieder ausgeschaltet, doch die Internetgemeindespekuliert über die Hintergründe. ANZEIGE file:///C:/DOCUME~1/ADMINI~1/LOCALS~1/Temp/msohtml1/01/clip_image001.gif Schließlich ist es erst wenige Tage her, dass der Internetkonzern Googlein einem spektakulären Schritt entschieden hat, seine Suchergebnisse in Chinanicht weiter selbst zu zensieren, sondern von Hongkong aus anzubieten -unzensiert. Um dem zu begegnen, hat China Beobachtungen von Experten zufolgebegonnen, den Internetverkehr von und nach Hongkong zu zensieren. Plötzlichlief alles über China Doch wie kommt es, dass die als "Great Firewall" bekannteZensur-Infrastruktur Chinas sich nun auch außerhalb Chinas auf das Internetauswirkt? Das hängt mit der Art zusammen, wie Anfragen im Internet behandeltwerden. Wer eine Adresse wie www.facebook.com in seinen Internetbrowser tippt,löst damit zunächst eine Anfrage an einen sogenannten Nameserver aus. Das sind Rechner, auf denen gespeichert wird, welche Ziffernfolge sichhinter einer für Menschen leichter zu merkenden Internetadresse verbirgt. Alsoberste Autorität fungieren dabei die Rootserver, von denen es weltweiteigentlich nur 13 gibt. Hinter einigen der Rootserver, die einfach mit Buchstaben von A bis Mbezeichnet werden, stecken jedoch in Wahrheit viele Server, die ebenfallsweltweit verteilt sind. Sie haben alle dieselbe Internetadresse, undnormalerweise antwortet immer der Server als Erster, der am schnellsten zuerreichen ist. Warum das Mittwochnacht plötzlich anders war und Anfragen über denI-Rootserver in China geleitet wurden, darüber rätseln Experten. Dan Kaminsky,eher ein Lautsprecher der Branche, glaubt, der Internetverkehr sei absichtlichumgeleitet worden. Umleitungmit Risiken Die Auseinandersetzung Googles mit China sieht er als Gefecht im Cyberkriegmit China. Andere vermuten einen unabsichtlichen Fehler. Ein solcher Lapsus derpakistanischen Internetverwaltung hatte 2008 dazu geführt, dass das VideoportalYoutube weltweit stundenlang unerreichbar war. Tatsache ist jedenfalls, dass die Struktur des Internets "keineAbsicherung gegen solche Vorfälle" biete, sagt Thorsten Dietrich vomBundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik: "Das ist ein Thema,über das wir hier auch diskutieren." Theoretisch, sagt Dietrich, wäre esmöglich, E-Mails umzuleiten, zu kopieren und sie dann zuzustellen, ohne dassAbsender oder Empfänger etwas davon mitkriegen. Einen solchen Fall habe es aber seiner Kenntnis nach noch nicht gegeben."Das Risiko wächst", sagt Dietrich. Helfen könnte ein neues Verfahrennamens Dnssec, das solche Umleitungen nicht mehr zulässt. In Deutschland wirdes von der Verwaltung der .de-Adressen gerade getestet. (SZ vom 27.03.2010/joku)
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