|
China-Experte Timo Boll
Olympia-Boykott wäre ein Rückschritt
Von NINA WILLBORN und RALF SCHMITT
DreiMonate musste Timo Boll (27) pausieren. Eine Knieverletzung bremste denTischtennis-Europameister. Heute gibt der Odenwalder sein Comeback –bei den 76. Deutschen Meisterschaften in der Alsterdorfer Sporthalle.
Vorm Stadtbummel mit seiner Frau Rodelia und Hund Carry (Parson Jack Russell-Rüde) traf er sich mit BILD zum Interview.
BILD: Was haben Sie sich bei der DM vorgenommen?
Boll:„Ich brauche Wettkämpfe und muss mich rein finden. Nach der Verletzungfehlt von allem ein bisschen. Ballgefühl, Spielübersicht, Taktik, daskomplette Spielsystem. Ich werde nicht gleich im ersten Spiel der alteTimo Boll sein. Das wird ein paar Wochen dauern.“
Olympia-Boykott wäre ein Rückschritt
Timo Boll
Foto: Oliver Hardt
1/4
BILD: Bei einem Sieg wären Sie mit neun Titeln Rekordhalter...
Boll: „Beimeiner derzeitigen Form ist es überhaupt nicht klar, dass ich gewinne.Ich sehe mich sogar eher als Außenseiter. Aber die DeutscheMeisterschaft ist immer auch ein Prestige-Turnier. Und ich würde michnatürlich freuen, irgendwann mal Rekordhalter zu sein. An erster Stellekommen diese Saison die Olympischen Spiele in Peking. Alles andere istuntergeordnet.“
BILD: Wegen der Ereignisse in Tibet haben Politiker schon einen Olympia-Boykott gefordert. Wie stehen Sie dazu?
Boll:„Ich bin gegen einen Boykott. Ich habe lange in China gelebt und kennedie Menschen und ihre Kultur gut. Ich habe dort viel Freundschafterfahren. Die Chinesen sind ein stolzes Volk. Der Schuss ginge nachhinten los und würde eher zu Fremdenfeindlichkeit und Isolierungführen. Das wäre ein Schritt zurück. Und für die Bevölkerung einRiesenschock. Die Chinesen sind sportverrückt. Die freuen sichunheimlich auf Olympia.“
BILD: Welche Verantwortung haben Sie als Sportler?
Boll:„Ich finde es falsch, dass von uns große Heldentaten erwartet werden.Und von den Regierungen kommt wenig. Die halten sich bedeckt. Bisherhat noch kein westliches Land einen Botschafter zurück geholt, umProtest zu zeigen.“
BILD: Welchen Stellenwert hat Tischtennis bei Olympia?
Boll: „Jederin China kann was mit Tischtennis anfangen, jeder kann spielen undjeder kennt die Stars. Die erwarten große Leistungen und Medaillen. Ichhoffe, davon profitieren zu können. Denn der Druck für die Chinesen istviel größer. Dort gibt es alle Spiele live. Die Spieler sind mitShowgrößen liiert, haben Affären und führen ein Jetset-Leben.“
BILD: Sie auch?
Boll:„Dort werde ich viel häufiger erkannt als hier. Eigentlich bin ich einruhiger Typ und eher heimatverbunden. Manchmal ist der Hype in Chinadann auch eine sehr nette Abwechslung.“
BILD: Haben Sie etwas von den Chinesen gelernt?
Boll:„Für mich war beeindruckend, dass selbst bettelarme Leute sehr vielFreude ausstrahlen. Wenn man die Kinder dort so glücklich sieht, dannsollten wir das auch sein und unsere Alltags-Probleme nicht so wichtignehmen.“
BILD: Haben Sie auch im Alltag was übernommen?
Boll:„Ich habe mir eine Karaoke-Anlage mitgebracht. Das ist witzig fürFeiern. Mit viel Echo hört sich damit selbst meine Stimme passabel an.Aber ich habe festgestellt: Die Chinesen können besser singen als wir.“
BILD: Sprechen sie eigentlich Chinesisch?
Boll: „Wenig. Hunger. Durst. Ein paar einfache Wörter.“
BILD: Wie schreiben Sie in China Autogramme?
Boll: „Ich heiße da ‚Boarr‘ und schreibe so wie ich kann. Es sind zwei Schriftzeichen.“
BILD: Haben Sie auch schlechte Erfahrungen gemacht?
Boll: „Einmal gab‘s zum Nachtisch frittierte Ameisen. Echt hart. Das ging mir dann doch zu weit.“
BILD: In China wurden Sie schon mal zum sexiest Europäer gewählt...
Boll(lacht): „Ich habe das auch gehört. Klar gibt es immer ein paar Mädels,die in der Hotelhalle warten. Aber ich bin ja verheiratet. Auch wenn esin China viele hübsche Frauen gibt.“
链接:
http://www.bild.de/BILD/sport/olympia2008/2008/03/29/tischtennis-boll/olympia-boykott-waere-rueckschritt,geo=4129312.html
存档:
BILD- Olympia-Boykott wäre ein Rückschritt.rar
(458.58 KB, 下载次数: 0)
[ 本帖最后由 空气稀薄 于 2008-4-19 20:30 编辑 ] |
|