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[翻译完毕] 【2011.04.14】WELT: Wie sich Westerwelle mit einer Kunstschau blamiert

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发表于 2011-4-18 06:02 | 显示全部楼层 |阅读模式
本帖最后由 happyxiaomai 于 2011-4-18 06:06 编辑

Chinesisches Nationalmuseum    01.04.2011 Autor: Werner Bloch
Wie sich Westerwelle mit einer Kunstschau blamiertDie deutsche Mammutausstellung "Die Kunst der Aufklärung" im Chinesischen Nationalmuseum hätte viel bewegen können. Aber die Schau versagt.
Wenn alles gut geht, könnte in den nächsten Tagen ein Wunder geschehen. Dann wird sich im Pekinger Frühling schlagartig das Gedankengut der Aufklärung verbreiten: Freiheit, Menschenrechte, Demokratie.
Und die Deutschen hätten dies alles nach China eingeschleust, mit einer bahnbrechenden Ausstellung: „Die Kunst der Aufklärung“. Eine Mammutschau mit 600 Exponaten, direkt am Platz des Himmlischen Friedens, im neu gestalteten Chinesischen Nationalmuseum, das – schon wieder ein deutscher Beitrag – gerade vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner umgestaltet wurde.

Es ist die erste internationale Ausstellung im nunmehr größten Museumsbau der Welt, eine Kunstaktion von olympischen Dimensionen.                     
Das Dumme ist nur: In Peking weiß niemand von dem deutschen Prestigeprojekt, an dem die Staatlichen Museen in Dresden, Berlin und München beteiligt sind, aber auch das Auswärtige Amt und die Essener Stiftung Mercator.
"Staatliche Museen zeigen fast nie interessante Ausstellungen"                                        Anzeige
        
               
Selbst Kulturjournalisten aus der chinesischen Hauptstadt haben noch nichts von der geplanten Schau gehört – doch das finden sie nicht einmal besonders schade. „Staatliche Museen in China zeigen fast nie interessante Ausstellungen“, erzählt eine Korrespondentin des Magazins „Frieze“.

In China kann jedermann Museumsräume mieten, um nach Belieben Künstler auszustellen, Modeschauen abzuhalten oder Kunstmaler zu promoten – ganz unabhängig von ihrer Qualität.                     
Es ist also nicht an sich schon eine Ehre, im Pekinger Nationalmuseum ausstellen zu dürfen – insgesamt 10 Millionen Euro soll das Auswärtige Amt in das Projekt gesteckt haben, der größte Betrag, der jemals für einen deutschen Kulturexport gezahlt wurde.                     
Von „höchsten Erwartungen“ war bereits im November auf einer Pressekonferenz in Berlin die Rede, „künstlerisch und politisch“. Botschafter Michael Schaefer versicherte, es handele sich um eine Ausstellung, „die in der Substanz ihresgleichen sucht.“ Wer die Pekinger Hängung gesehen hat, fragt sich, wie der Mann darauf kommt.
Weder Ausstellungskonzept noch Begleitprogramm stimmen                     
Stolz wurde sogleich das alte Lied des „interkulturellen Dialogs“ angestimmt, das bekannte Mantra der auswärtigen deutschen Kulturpolitik im Umgang mit Diktatoren. Doch so begeistert die Veranstalter von sich selbst auch waren: Bei dem, was jetzt in Peking zu sehen ist, stimmen weder das Ausstellungskonzept noch das Begleitprogramm, weder Politik noch Kultur. „Die Kunst der Aufklärung“ ist ein Fiasko – und sie geht keineswegs mutig mit den Gastgebern und deren politischen Vorgaben um. Bei den geplanten Debatten im Forum „Aufklärung im Dialog“, von der Mercator-Stiftung finanziert, fehlt zum Beispiel die Stimme des bedeutendsten chinesischen Gegenwartskünstlers.

Ai Weiwei, das weltweit bekannte Sprachrohr der Opposition, musste leider draußen bleiben. Die Auswahl der Gäste lag bei der chinesischen Regierung, offenbar mochten die deutschen Aufklärer die andere Seite nicht allzu sehr provozieren. Da mutet es schon fast ironisch an, dass Ai Weiwei ein Atelier in Berlin sucht, um dort in Ruhe arbeiten zu können.                     
Ausstellung leidet unter einem dramatischen Geburtsfehler                     
Die Ausstellung selbst leidet unter einem dramatischen Geburtsfehler. Es gibt nämlich gar keine „Kunst der Aufklärung.“ „Aufklärung ist kein kunsthistorischer, sondern ein kulturgeschichtlicher Begriff“, sagt Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin.                     
Dabei dachten wir, es gehe um Kunst. Offenbar musste das Thema erst für diese Ausstellung konstruiert und zurechtgebogen werden. Es scheint, als wolle man den Beweis für etwas antreten, das nur in der Fantasie der Ausstellungsmacher existiert.                     
Eine Kopfgeburt also: Es sieht so aus, als habe jemand die Depots der großen deutschen Museen nach Kunst durchstöbern lassen, die im weiteren oder engeren Sinn mit dem Gedankengut der Aufklärung assoziiert werden könnte. Leider ist das nicht spannend, die ausgewählte Kunst ist in der Regel blutleer. Wollte hier jemand das chinesische Publikum vorsätzlich langweilen?                     
Unzählige Herrscherporträts in Öl, schwer verdauliche Bilder und Gravuren, die sich allenfalls Experten vermitteln, dazu Kostüme und Meissner-Porzellan aus der Zeit zwischen 1730 und 1800. Angeblich, so die kolportierte Saga, hätte die chinesische Seite das Thema Aufklärung bei den Deutschen bestellt.                     
Westerwelle findet trotz Kritik lobende Worte für die Schau                     
Glauben kann das keiner. Lieber hätte das Nationalmuseum wohl mit Impressionisten, Romantikern oder Gegenwartskunst geprotzt, aber die waren leider nicht zu haben.                     
Dabei war alles so grandios angekündigt worden. Erstaunlich nur, dass Guido Westerwelle am Freitag bei der offiziellen Eröffnung vor hochrangigen Gästen keine Rede hielt, sondern sich nur kurz äußerte: „Die Ausstellung ist weder laut noch plakativ. Daraus aber den Schluss zu ziehen, sie wäre unpolitisch, geht fehl“, betonte er. „Die Freiheit der Kunst ist die schönste Tochter der Freiheit.“ Und diese Freiheit der Kunst sei auch Gradmesser für die Menschlichkeit einer Gesellschaft.                     
Fest steht: Es wäre eine großartige Chance gewesen, die wachsenden Repressionen anzusprechen, unter denen chinesische Intellektuelle leiden.                     
Über das Thema Menschenrechte wird geschwiegen                     
Doch über Menschenrechte, Demokratie und die Ideale der Französischen Revolution wird in Peking eisern geschwiegen. Man hätte ja „die Kunst der Aufklärung“ auch mit einem Augenzwinkern interpretieren können, als politisches Kunststück, über die Wirklichkeit durch Kunst aufzuklären.

Genau das wird dementiert. „Es handelt sich um eine Kunstausstellung, nicht mehr und nicht weniger“, heißt es, natürlich wider besseres Wissen. Fragt sich nur, warum das Auswärtige Amt so viel Geld in eine Schau steckt, deren Kunstwerke irgendwie nicht politisch aktuell sein wollen und es wohl auch gar nicht können.                     
Wer die Ausstellung betritt, schaut gleich dem Porträt eines bayrischen Hofmalers ins Auge, gegenüber ein Münchner Adeligenduo und, immerhin, eine Ansicht Dresdens von Canaletto. Doch nirgendwo ein Funke, der überspringen könnte. Im Gegenteil: Fratzenhafte Porzellanchinesen sollen den Pekinger Besuchern offenbar zeigen, wie sich Europa im 18. Jahrhundert das Land der Mitte vorstellte. Charmant.                     
Die Bilder der Ausstellung gehen am Thema vorbei                     
Um die Ödnis aufzupeppen, sind die Ausstellungsmacher auf einen Trick verfallen. Ein paar Werke aus den Nachbarepochen werden herbeizitiert, der Romantik, ein paar sagenhafte Caspar David Friedrichs, ein Schiffsuntergang von Vernet im schwarzen Gewitterlicht – hinreißende Bilder, nur haben sie mit der Aufklärung wenig zu tun.                     
Die Kunst der Aufklärung bleibt reine Behauptung, eine verschwurbelte These. Acht lange Kapitel in drei Räumen muss der geduldige Besucher durchschreiten, bevor er plötzlich in einer Parallelwelt landet: in der Gegenwartskunst.

Da leuchtet in der letzten Sektion, etwas auf, was eine Ausstellung dreier so wunderbarer deutscher Museen hätte leisten können. Da hängt, ganz in Rot, Warhols melancholisches Selbstporträt, daneben Baselitz und Beuys. Neo Rauch ist mit einem Bild vertreten.                     
Die Museumsdirektoren können einem Leid tun                     
Dazu ein Mattheuer, der einen Sisyphos aus der Zeit des real existierenden Sozialismus gemalt hat – ein Sisyphos, der den Felsen nicht mehr den Berg hochzurollen bereit ist, sondern ihn mit Hammer und Meißel zur sozialistischen Riesenfaust umwuchtet.                     
Da ergeben sich durchaus Assoziationen zu China. Nur 150 Meter Luftlinie entfernt, auf dem Tiannamen, liegt Maos balsamierte Leiche zur Besichtigung.                     
Mao, so würde man wohl denken, bedeutet das genaue Gegenteil von Aufklärung: Herrscherkult, Gräuel, Kulturrevolution. Doch in China sieht sich offenbar noch die Kommunistische Partei selbst als Erbin der Aufklärung.                     
Eine These, die man sicher kontrovers diskutieren könnte – darum soll es aber wohl nicht gehen. Stattdessen zeigt Deutschland in Peking eine Kunst des Gähnens. So ist die Schau, von der man viel erhoffte, wohl die unpolitischste seit langem.                     
Fast tut einem die versammelte Prominenz der Museumsdirektoren aus Dresden, Berlin und München Leid, von denen manche, so scheint es, peinlich berührt da stehen, kurz vor der Eröffnung einer Schau, die so wahrscheinlich keiner gewollt hat. Und hinter der sich kaum andere als politische Ambitionen verbergen.
 楼主| 发表于 2011-4-18 06:03 | 显示全部楼层
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 楼主| 发表于 2011-4-18 06:07 | 显示全部楼层
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