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Der Prinz von Libyen

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 楼主| 发表于 2011-9-2 20:17 | 显示全部楼层 |阅读模式
http://www.zeit.de/2011/35/Libyen-al-Senussi



Der Prinz von Libyen




Wer kommt nach Muammar al-Gadhafi? Ein Nachfahre des libyschen Königs hofft, künftig in Tripolis zu herrschen.


Mohammed bin Ali al-Senussi

Sein Finger gleitet 200 Jahre hinab. Bis zu Mohammed bin Ali al-Senussi, seinem Ururgroßvater und dem Gründer des Senussi-Ordens. »Das ist die größte Glaubensgemeinschaft Nordafrikas.« Zwei Abbiegungen weiter, im frühen 20. Jahrhundert, zeigt der Familienstammbaum den Namen Mohammed Idris, den ersten König von Libyen. Der Zeigefinger gleitet weiter, eine rote Linie entlang, vom Bruder des Königs über dessen Söhne bis zu ihm. »Hier. Das bin ich.« Mohammed al-Senussi. Geboren 1962 in Tripolis, wohnhaft in London und, was hiermit dargetan wäre, Kronprinz von Libyen.


Seit 23 Jahren lebt er im Exil, aber nun, glaubt er, könnte der Tag seiner Rückkehr kommen. »Zu sehen, wie die Freiheitsflagge über Tripolis weht, macht mich unglaublich glücklich und stolz auf mein Volk«, sagt er. Die Freiheitsflagge, das ist die Flagge des libyschen Königreiches. Unter der rot-schwarz-grünen Trikolore ziehen die Rebellen seit dem 17. Februar in die Kämpfe. Aber heißt das auch, dass sie wieder einen König wollen? Der Prinz versucht jeden Eindruck zu vermeiden, er wolle sich in Stellung bringen. »Das muss das Volk entscheiden«, antwortet er. Aber »wenn die Menschen es wollen«, sei er »bereit zu dienen«. Er sitzt starr und kontrolliert da, der Prinz, und wirkt ein wenig melancholisch in dem kahlen Büro. Draußen, im Diplomatenviertel Mayfair, schlendern Frauen in seidenen Ganzkörperschleiern durch die Juwelierläden und Modeboutiquen der Bond Street und der Saville Row. London City ist schwer angesagt bei der Jeunesse dorée, der reichen und urbanen Jugend Arabiens.


Wäre nicht ein gewisser Muammar al-Gadhafi gewesen, vermutlich würde Mohammed al-Senussi hier auch nur zu gelegentlichen Shopping-Trips aufkreuzen. Denn dann wäre er heute wohl Herr über das reichste Land Nordafrikas, über einen Wüstenstaat mit den zehntgrößten Ölreserven der Welt, ja vielleicht sogar über die »Schweiz des Maghreb«, von der seine Vorfahren träumten. Jedenfalls nicht einer, der im Konferenzraum einer PR-Agentur empfangen muss, weil seine Exilantenwohnung, wie man hört, eher bescheiden ausfällt und er deshalb dorthin nicht einladen möchte.

Al-Senussi fühlt sich vor allem als Statthalter und Erinnerungsverwalter des alternativen Libyen, einer konstitutionellen Monarchie mit, wie er sagt, »Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, guter Regierungsführung und Respekt vor den Grundrechten«. 1988, nachdem Gadhafi das Haus der Königsfamilie hatte niederbrennen lassen, ging er mit seinem kranken Vater ins Exil, Mutter und Geschwister kamen nach, 1992 starb Kronprinz Hassan. Seither organisierte Prinz Mohammed, wie er gewöhnlich genannt wird, Treffen und Demonstrationen von Oppositionellen in Amerika, in Frankreich, in England. Er lebt von den Zuwendungen von Exillibyern und königstreuen Familien in der Heimat und wirbt für das vergangene, das bessere Libyen. »Ein Land der Freiheit, von der Welt respektiert und mit ihr verbunden«, doziert er in einem Video auf seiner Homepage, die wie eine Art königlicher History Channel wirkt, »ein Land der Würde und des Glaubens, geleitet von einem gerechten Führer, verpflichtet dem Wohlergehen und dem Frieden.«

Ganz so makellos war die kurze Phase der parlamentarischen Monarchie in Libyen ab 1951 freilich nicht. Eine lebendige Demokratie hat sich unter Mohammeds Vorfahr König Idris nie entwickelt, und die Familie stand in dem Ruf, volksfern zu sein und sich an den Öleinnahmen des Landes zu bereichern. Und doch, die Verfassung, die sich die Libyer nach der Unabhängigkeit von Italien gaben, war ein für die Zeit erstaunlich liberaler Rechtekatalog. Prinz Mohammed schiebt sie über den Tisch, ein Heft mit rot-schwarz-grünem Einband. »Ich traue mich, zu sagen, dass diese Verfassung ein Wunder ist.« Das Redaktionskomitee habe sich an anderen Verfassungen orientiert, an europäischen, an der ägyptischen, sogar an der schwedischen, »wegen der Frauenrechte«. Der heutige libysche Nationale Übergangsrat, so viel haben die Rebellen schon beschlossen, möchte diese Verfassung in ihren Grundzügen wiederbeleben.


Ist der Prinz aus London also doch mehr als nur eine Symbolfigur des alten Libyen? Kann er zu einer einigenden Gestalt werden? Eben doch noch: König? Völlig abwegig ist dieser Gedanke nicht. Fotos von Mohammeds Vater und seinem Uronkel schmücken Basarstände in Bengasi, und in den freien Zeitungen des Landes erscheinen Artikel über König Idris, die ihn, wie die Arab News schreibt, zur »Antithese Gadhafis« stilisieren, zu einem »Mann von Integrität und Ehre«. Solche Unterstützung findet sich allerdings vor allem im Osten des Landes, in der Provinz Cyrenaica, aus der die al-Senussis stammen. In Tripolis war und ist die Königsfamilie wesentlich weniger populär. Und in den Hauptstädten des Westens muss der junge al-Senussi sich überhaupt erst einmal vorstellen.

Er führe dieser Tage Gespräche, sagt er. Er habe sich mit einigen – er zögert – »Offiziellen« in Frankreich getroffen. Auch mit dem französischen und dem britischen Botschafter in Tripolis. Vor dem Brüsseler Europaparlament hat er gesprochen. Und mittlerweile habe er »viele Einladungen aus Libyen«.

Melden sich auch Ölfirmen bei ihm? Die Frage gefällt al-Senussi nicht. Er übergeht sie erst einmal. Na, aber die werden ihn doch anrufen, die Ölfirmen? Nun ja – er streitet es nicht ab. »Ich kann aber keine Deals machen. Das Öl ist Sache der neuen Regierung.«
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Schlagworte
Muammar al-Gadhafi | Libyen | Revolution | Regierungswechsel

Doch wer soll das sein, die neue Regierung? Wer sagt, dass da nicht noch ein unregierbares Land entsteht? »Nein!«, kontert der Prinz. Er wird jetzt lebendig, pocht auf den Tisch. »Nein! Libyen ist nicht Afghanistan oder der Irak oder der Jemen. Das Stammessystem ist ein völlig anderes. Die Clans wollen keine Macht, sie wollen nur ein vernünftiges Leben. Die Libyer sind keine muslimischen Fanatiker.«

Das heißt noch nicht, dass sie Demokraten sind. »Natürlich dauert das Aufwachen lange«, sagt al-Senussi. »Aber wir müssen jetzt die Grundlage schaffen für ein demokratisches Staatswesen.« Eben damit hat der Rebellenrat schon begonnen – nur wünscht er sich als obersten Repräsentanten nicht einen König, sondern einen Präsidialrat.

Ja, sagt Mohammed al-Senussi gelassen, er kenne das Papier. »Es kursieren zurzeit viele Ideen, und jeder hat das Recht, seine Meinung zu sagen.« Jetzt, nach dem Sturz Gadhafis, müsse es eine Volksabstimmung geben. Dann werde sich herausstellen, was die Menschen wollten.

Ja, und was will er? »Ein Diener sein«, wiederholt er. Herrje. Warum, Prinz, so bescheiden? Ein kurzes Lächeln huscht über sein Gesicht. »So sind wir Libyer«, sagt er.

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