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本帖最后由 vivicat 于 2009-10-28 12:42 编辑
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Frankfurter Buchmesse
„Voneinander lernen statt gegenseitig ausschließen“
von Florian Balk
Chinas Vize-Präsident Xi Jinpin ging auf die kritischen Anmerkungen zur Regierung des Gastlands zur Eröffnung nicht ein
14. Oktober 2009 Mitan die Volksrepublik China gerichteten Ermahnungen, die Menschenrechtezu achten, ist die 61. Frankfurter Buchmesse eröffnet worden.Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, sie gehe davon aus, dass esin den Diskussionen mit den Vertretern des diesjährigen Gastlands keineTabus geben werde. „Das ist nämlich der Kern der Meinungsfreiheit, fürdie kaum ein Genre der Kunst so sehr steht wie die Literatur.“
Derstellvertretende chinesische Staatspräsident Xi Jinping ging auf dieentsprechenden Bemerkungen sämtlicher deutscher Redner nicht ein. Erbegrüßte den chinesischen Ehrengastauftritt als Gelegenheit, der Welteine reichhaltige traditionelle Kultur und ein prosperierendesVerlagswesen vorzustellen. Die menschliche Geschichte bezeichnete erals Prozess des steten Austauschs, der auf die Überwindung vonVorurteilen angewiesen sei und durch unterschiedlicheGesellschaftssysteme nicht behindert werden dürfe. „Wir solltenvoneinander lernen, statt uns gegenseitig auszuschließen.“
„Werther“ und „Der Traum der roten Kammer“
DerSchriftsteller Mo Yan stellte seine Rede in das Zeichen Goethes. Dessen„Werther“ sei knapp zehn Jahre nach dem chinesischen Klassiker „DerTraum der roten Kammer“ entstanden. Wie sein fernöstlicherVorgängerroman sehne er sich nach der Überwindung derFeudalgesellschaft durch das freie Individuum. Literatur, die mitGoethes Begriff als „Weltliteratur“ zu verstehen sei, überschreite allekulturellen Grenzen. „Sie deckt das uns allen gemeinsame Geheimnismenschlicher Gefühle auf.“
Gottfried Honnefelder, Vorsteher desBörsenvereins des Deutschen Buchhandels, hatte zuvor von derallgemeinen Geltung der Menschenrechte gesprochen. „Wir vertreten dieMeinungsfreiheit als ein unveräußerliches Grundrecht. Es gilt über allenationalen Grenzen und kulturellen Unterschiede hinweg.“ Honnefelderentschuldigte sich indirekt für die Ausladung der chinesischen AutorenDai Qing und Bei Ling vom Frankfurter China-Symposion im September.Wenn man gegen den eigenen Maßstab verstoße, sei eine solcheEntschuldigung kein Gesichtsverlust.
Jürgen Boos, Direktor der Buchmesse, sagte, die Bücherschau könneKonflikte aufzeigen, aber nicht lösen. „Sie ist nicht die Uno.“ AmMorgen hatte er geäußert, die Buchmesse verurteile „dieMenschenrechtsverletzungen und Einschränkungen der Meinungs- undPressefreiheit in der Volksrepublik China auf das Schärfste“, wollejedoch zu einem „Wandel durch Annäherung“ beitragen.
Bekenntnis der Buchmesse zu Frankfurt
Derhessische Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, er wolle mit einem„stolzen, großen China“ sprechen. Nur wer das „Selbstbewusstsein“ desGesprächspartners akzeptiere, könne etwas erreichen. FrankfurtsOberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) freute sich in ihrem Grußwort überdas Bekenntnis der Buchmesse, bis mindestens 2023 in Frankfurt zubleiben, und verwies auf die Frankfurter Tradition des kritischenDiskurses, von dem der Buchmessendialog mit China getragen werdenmüsse. Bis zum 18. Oktober werden auf dem Messegelände knapp 7300Aussteller mehr als 400.000 Bücher und Verlagsprodukte zeigen. Zumersten Mal seit Jahren konnte die Buchmesse gestern nicht mehr durchwegbessere Zahlen präsentieren als im Vorjahr. Honnefelder verwies zwardarauf, dass die deutschen Verleger und Buchhändler in den ersten neunMonaten dieses Jahres trotz Krise ein Umsatzplus von 2,8 Prozenterwirtschaften konnten. Die Schwierigkeiten der internationalenBuchbranche bekommt aber auch die Buchmesse zu spüren.
NachAngaben von Boos konnte sie in diesem Jahr zwei Prozent wenigerAusstellungsfläche vermieten als 2008. Der weiter wachsendeRechtehandel, der für die Mehrheit der Fachbesucher im Mittelpunktjeder Buchmesse steht, machte allerdings auch in diesem Jahr denabermaligen Ausbau des Agentenzentrums erforderlich. Am Wochenende istdie Buchmesse für alle Besucher geöffnet.
Text: F.A.Z.
Bildmaterial: Frank Röth
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