Umzug nach Hongkong Google düpiert Chinas Web-Zensoren http://www.spiegel.de/netzwelt/netzpolitik/0,1518,685123,00.html file:///C:/DOCUME~1/ADMINI~1/LOCALS~1/Temp/msohtml1/01/clip_image001.gif AP Google-Zentrale in Peking: Kampf gegen die Zensur Google setzt im Streit mit China auf eineRisikotaktik: Der Konzern hat seine Suchmaschine für die Volksrepublik in dieSonderzone Hongkong verlegt und kurzerhand die Zensur aufgehoben. Das ist zwarlegal, Peking reagiert dennoch empört. Die Folgen für den Web-Giganten könntengravierend sein. San Francisco - Google wagt die große Kraftprobe mit der chinesischenRegierung - und zeigt sich dabei trotz unmissverständlicher Warnungen ausPeking fest entschlossen: Der Webkonzern hat die Selbstzensur seiner Suchmaschine in China gestoppt und sich dafür einen Umweg ausgedacht. Nutzer von google.cnwerden dazu auf Server in Hongkong umgeleitet, die politisch heikleTreffer nicht aus Suchergebnissen filtern. Das teilte der Konzern amMontagabend mit. Auf der chinesischsprachigen Seite hieß es: "Willkommenin der neuen Heimat der Google-Suche in China". file:///C:/DOCUME~1/ADMINI~1/LOCALS~1/Temp/msohtml1/01/clip_image002.gifANZEIGE Google file:///C:/DOCUME~1/ADMINI~1/LOCALS~1/Temp/msohtml1/01/clip_image003.gif hatteseine Haltung zu der von Peking verordneten Zensur nach dem Hackerangriff aufseinen E-Mail-Dienst GMail Ende vergangenen Jahres überdacht. Die Attacke seinach China zurückverfolgt worden, hieß es damals. Das Unternehmen beharrt nunauf seinem neuen Kurs, weltweit entschiedener gegen Zensur vorgehen zu wollen.Notfalls werde man sich aus China zurückziehen, hieß es. In Gesprächen zwischendem Unternehmen und der Regierung soll diese aber auf der obligatorischenSelbstzensur beharrt haben, der sich alle Webanbieter unterwerfen müssen. Die kommunistische Regierung verlangt von westlichen Internet-Unternehmen, dass sie zum Beispiel Informationen über Tibet oder über dieblutige Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens1989 herausfiltern. Peking hatte unmissverständlich gewarnt, dass Google mit Konsequenzen rechnen müsse, falls der Konzern auf dievorgeschriebene Zensur verzichtet. Doch nun umgeht Google die Selbstzensur einfach: In der zu Chinagehörenden Sonderverwaltungszone Hongkong müssen Internetanbieter keineFiltersysteme einsetzen. "Das ist eine komplett legale Lösung", sagteder deutsche Google-Sprecher Kay Oberbeck SPIEGEL ONLINE. Man hoffe, dass dieRegierung den Schritt akzeptieren werde. Chinesische Regierung reagiert empört Diese Hoffnungen dürften sich aber vermutlich nicht erfüllen. Denn diechinesische Regierung reagierte empört auf die Entscheidung und sprach von"unerhörten Anschuldigungen wie auch Verhalten". Google habe"seine schriftlich gegebenen Zusagen" nicht eingehalten, zitierte dieamtliche Nachrichtenagentur Xinhua einen für das Internet zuständigenBehördenvertreter. "Das ist vollkommen falsch", fügte der namentlichnicht genannte Sprecher hinzu. Die US-Regierung zeigte sich "enttäuscht darüber, dass Google und diechinesische Regierung nicht in der Lage waren, eine Einigung zu erzielen".Dies teilte Mike Hammer, der Sprecher von Präsident Barack Obamas NationalemSicherheitsrat mit. Das US-Außenministerium hatte Google in dem Streitunterstützt. Peking warf Washington im Gegenzug Internet-Imperialismusvor. Dabei wäre Googles Kniff mit dem Umweg über Hongkong eigentlich eine eleganteLösung: Die chinesische Regierung kann ihr Gesicht wahren, weil Google sich andie Gesetze des Landes hält - und Google löst sein Versprechen ein und stopptdie Zensur. "Es ist zwingend erforderlich, dass Regierungen, Unternehmen undIndividuen mehr tun, um sicherzustellen, dass das Internet ein machtvollesMedium bleibt, um ohne Beschränkungen politische Meinungen, religiöse Ansichtenund andere wichtige Dinge zu äußern", hatte Google-Vizepräsidentin NicoleWong bei einer jüngsten Anhörung im US-Kongress gesagt. Die Debatte drehe sichaber nicht nur um Menschenrechte. "Es geht auch um das weiterewirtschaftliche Wachstum, das durch ein freies und weltweit zugänglichesInternet angetrieben wird." Google fürchtet Blockade Auf einer neu eingerichtetenSeite zeigt Google nun an,welche Dienste in China verfügbar sind. Demnach funktioniert die Suche nachWebseiten, Bildern und Nachrichten derzeit. Die Videoseite YouTube und diePublishing-Tools Sites und Blogger, die in der Übersicht als blockiert markiertsind, wurden auch vorher schon von der Regierung gesperrt. Allerdings wissen die Google-Manager um mögliche Risiken: Man sei sichbewusst, "dass sie den Zugang zu unseren Diensten jederzeitblockieren" können, schreibt Google-Manager David Drummond im Firmen-Blog überden Wechsel nach Hongkong. Das Risiko einer Eskalation ist groß. Die Revolte gegen die Zensur könntedas Wachstum des Konzerns in der Volksrepublik gefährden. Über Filter könntendie chinesischen Behörden Verbindungen vom Festland zum in Hongkong ansässigenGoogle-Dienst verhindern. Google befürchtet offenbar Repressalien gegen Mitarbeiter Dabei rechnet Google offenbar nicht nur mit einer Blockade derWeiterleitung seiner Nutzer auf Server nach Hongkong, sondern auch mitnegativen Folgen für seine Mitarbeiter. "Wir wollen deutlich machen, dassdiese Entscheidungen von der Konzernführung in den USA getroffen worden sindund keiner unserer Mitarbeiter in China dafür verantwortlich gemacht werdenkann", erklärte Drummond. Denn der Internetkonzern setzt gleichzeitig darauf, weiter auf demriesigen chinesischen Markt präsent sein zu können. Die Entwicklungsarbeit inChina und auch die Verkaufsbüros vor Ort sollten erhalten bleiben, hieß es.Gleichwohl werde der Umfang davon abhängen, wie viele Nutzer aus derVolksrepublik die Angebote künftig sehen könnten. Die Infrastruktur in Hongkong musste nicht neu geschaffen werden, Googlebeschäftigt rund 20 Mitarbeiter in der Stadt. Trotzdem ist ein derart großerUmzug eine Premiere für Google. "Wir hoffen, dass die Dienste auchtechnisch stabil laufen", sagte Oberbeck am Montagabend. An seinen dreiStandorten in China, an denen derzeit rund 600 Mitarbeiter beschäftigt sind,will das Unternehmen festhalten. Die Größe der Anzeigenabteilung könne sichaber ändern. China ist für das Unternehmen ein lukrativer Markt Für den Branchenprimus geht es um viel. Der Marktanteil von Google inChina liegt bei rund 35 Prozent. Für das amerikanischeInternetunternehmen wäre ein Rückzug aus China eine enorme Schlappe undein Schritt, der dem Konzern langfristig den Zugang zu einem der wichtigstenMärkte der Welt verschließen könnte. Schon jetzt sind rund 380 MillionenChinesen online, bilden eine gewaltige Zielgruppe für die Online-Werbung, mitder Google sein Geld verdient. Anders als in den meisten Teilen der Welt ist Google in China allerdingsnur die Suchmaschine Nummer zwei. Marktführer ist die chinesische SuchmaschineBaidu, die 60 Prozent Marktanteil für sich verbucht. Von einem Rückzug Googleswürde vor allem Baidu profitieren. Allerdings wurden auch schon Gerüchte laut,der Rivale Microsoft spekuliere darauf, mit seiner Suchmaschine Bing den Platzvon Google in China einnehmen zu können, falls das Unternehmen seineRückzugsdrohung umsetzt. Die Google-Aktie wechselte mit der Umzugs-Ankündigung von Gewinnen in dieVerlustzone und verlor zum Handelsschluss in New York 0,45 Prozent auf 557,50Dollar. Das Papier des Konkurrenten Microsoft
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ginghingegen zeitgleich auf Erholungskurs.
ore/wit/dpa/AFP/Reuters |