本帖最后由 warlbr 于 2010-4-27 23:39 编辑
这是一篇在德国热线上读到的德国图宾根大学关于旅德越南华裔的调查报告,网站可能只是转了其中与中国有关的那部分。
【原文标题】Selbstkategorisierung
【中文标题】自我认同 【来源】http://www.dolc.de/forum/viewthread.php?tid=1116081&extra=page%3D1 www.sino.uni-tuebingen.de/index.php?s=file_downloadid=138 【翻译】warlbr 【声明】本翻译供Anti-CNN使用,未经AC或译者许可,不得转载。
自我认同(德国图宾根大学关于旅德越南华裔对身份、故乡以及中华民族认同的调查)
“当有人问我时,我会说“我是中国人”。(。。。)当有人问我来自何方,那我会说,我来自越南,但我是中国人(注:受访者是位女性)。”(访谈4)
“我来自越南,但我是中国人(注:受访者是位女性)。”(访谈22)
只有唯一一位受访者(是男性)称自己“既是中国人,也是越南人,但同时也是德国人”(访谈24-2)
最年轻的受访者(访谈19-3)在汉堡出生,是唯一一位自称是“德国人和汉堡人”的受访者,但他强调他无论如何知道自己的“根”。
“当然我是一名中国人!”(访谈12)
“噢,这是个有难度的问题。我是中国人、越南人抑或德国人?我有时候连自己也不知道如何作答。偶尔如有人问我:你从哪里来?我都不太清楚该如何回答,(。。。)因为我来这之前,曾住在库克斯港(注:在德国下萨克森州)。我是该说(来自)库克斯港,还是说(来自)越南呢?是呀,这是不好回答,而且有时候。。。如有人问我,我会说:我是来自越南的中国人。”(访谈16)
“我是中国人,这个很确定!如有人问我,那我会说:我是中国人,在越南出生,然后在汉堡长大。但对我而言,我是中国人这一点很明确,因为我不仅说中文,吃中餐,且(像中国人这样)受教育的。可以说,我是一名自豪的中国人。”(访谈21)
“我说,我来自越南。但如涉及出身,那我会说我是中国人,来自越南的中国人。”(访谈19-1)
“我相信,如有人强迫我说我是谁的时候,那我会回答:我是中国人。最主要的原因是由于语言。”(访谈25)
“我总是觉得自己是中国人,不是越南人,’龙的传人’,中国人总会自豪地说:我源自于龙!”(访谈15)
尽管所有受访者们一开始都以这种或那种方式把自己描述成中国人,但在交流的过程中也出现了不同的看法,因为“有许多不同类型的中国人”(访谈9)。一个根本的区别存在于“来自中国本土(中华人民共和国或者台湾)的中国人”和海外中国人之间。
“人们总得说:我是来自哪里哪里的中国人,(比如)是来自马来西亚、香港或越南。但来自中国的中国人却不会说:我是来自中国的中国人,而会简单地说:我是中国人。”(访谈14)
“在国外的中国人想法却迥异。他们所受的教育和所属的文化不同。那连结海外中国人和本土中国人的是什么呢?仅是语言。除外(他们属在)完全不同的文化里。”(访谈14)
“虽然我们是中国人,但是我们有德国人的精神气质和中国的根。我是这样解释的。我们不是“真正的”中国人。因为我们在这儿长大。” (访谈22)
“每每和来自越南的人交谈时,总是即刻便相互理解,因为我们彼此了解。”但同来自台湾的中国人聊的时候,就会觉得陌生些,因为我不认识那个地方,他的出身地我仅从电视和书本上得知。这是自然规律,由不得你自己选择。(。。。)可以这么说,我们彼此有很多共同可聊的话题。当一位越南人讲述他以前去过哪里时,那么你(可能)认识这个地方,你可以想象得到(是啥样)。但当一位台湾人聊到台北时,你无法得知那会是怎么个样子。(访谈18)
“我们的祖先总是告诉我们,中国人从未忘记过自己的出身。无论他们住在世界的那个角落,在非洲、欧洲或美洲,但出身是出身。这一点是让人无法忘记的。”(访谈13)
根情结深埋在受访者的意识中,许多人把父母或祖辈的迁移过程描述成逃难史,这点在后来也体现在他们从越南逃难的经历中,并且成了他们自我定义的一个重要组成部分。 “父母以前逃离中国。而我们逃离越南。我们仅是当了一回难民,而父母却逃了两次。” (访谈19-1)
由于强烈的根情结,大部分的受访者并未把自己仅描述成“德国人”。就连那些在德国长大的年轻受访者也不明确的表示他们是德国人,尽管他们说他们在许多方面具备“德国人的精神气质”。 “我不会说我是德国人。虽然我有德国的(身份)证件,但我长得不像德国人。” (访谈22)
“你是谁并不取决于你的出生地。就算我在德国出生,我也不会自动成为德国人。尽管有人说他有德国国籍(公民),可他却长得不像德国人。”(访谈21)
虽然我承认我是德国公民,但当有人问,我会说:“我是中国人,我不是德国人”。。因为人们不会说,他成了德国公民,那么他就是德国人。我从未这么想过。我是谁,我就如实说。(访谈1)
自我认同不仅仅是说“我是谁”,而是很大程度上有前后关系的,下面的陈述可说明这点:
“我也会这么说,我是来自越南的中国人,这会使别人误解,然后我得不断地对此解释。那得从去了越南的祖辈说起。有时候没兴趣解释的话,我就直接说:我是中国人。就这么着!”(访谈24-1)
4.2.1.2 故乡
“我从哪里来和我的出身是什么,这是两码事。因为我的故乡始终是中国。而我从哪来,那就是越南了。我是越南华侨。(。。。)我从未去过中国,我在越南出生以及在那生活过。因此可以说那里是我的家乡。但我最初的故乡是中国。”(访谈19-1)
“我的父国(注:德语里称呼祖国一般是用Vaterland/fatherland)是中国,母国是越南。两个国家我都感兴趣。”(访谈13)
对两个家国的感情有着本质的区别:
“我的家乡是越南,因为我在那出生,认识这个国家更多些,(。。。)但我对中国的感情却更强烈些。相对于越南我(对中国)有另一种感情。我对中国的感情是从父母对中国的介绍中得到影响。他们觉得,相对于越南他们对中国更有归属感。他们希望,他们的子孙能过得更好。他们最希望的是中国能更加稳定。”(访谈18)
那些同(前面)那位受访者一样,能生动的把记忆和经历同越南联系到一块的受访者(同第一组比较)觉得越南是自己直接的故乡,尤其是如有亲戚还在那住的话。他们同中国的关系首先是与父母的经历联系在一起的。由于与最初的故乡经常保持联络,这种联系仍旧是相当地紧密。同时从上面的引文可清楚看出,父母不仅对故乡有归属感,而且向后代讲述中华民族,他们显然关心过这个民族的命运。正如访谈中提到的,在中国出生的父母常常通过口传,向在越南(出生)的第二代介绍故乡。
“(尽管从)父母对故乡的介绍里仅了解片断,但那就是故乡”(访谈8)
另一位同样在越南出生和长大的访谈对象强调到:“(。。。)我们中国人说的是祖籍。我们说的是“出身”。我们始终是中国人。” (访谈16)
“在中国的家乡我压根不认识。这怎能成为我的家乡?我没有家乡。”(访谈16)
““中国”这个词对我而言没有什么意义。但看了香港和上海的电影后,我有时会想,哦真美,我想去看看!但没有那种“我想回故乡”
的感觉。那可能仅是去度假的感觉。同去越南一样。我仅会想,我去那度假。我不会说“我要回去那儿”。。(故乡)是这里(德国)。我在这学习,在这创造了一切,我的家庭在这,这里才是我的故乡!”(访谈22)
“在此要有所区别。当他们(德国人)问起故乡,那指的是公民身份。那我不会直接说中国,因为离开中国已经很久。当德国人问,是否我要回故乡,那他们指的是越南。因为他们知道我以前的国籍是越南。那我会说:是的。”(访谈4)
“虽然我们没有纯粹的归属感”,但那种感情还是有一点的。(访谈8)
“我们得分开说:越南是我们的家乡,而中国是我们的故乡,是祖先的故乡。通常我们对故乡没有亲身体会的印象。我们没有在那生活过。
。。。比如对于我儿子而言,德国是家乡,越南是故乡,中国就更生疏了。他对中国仅是事实上有兴趣,但没有特别的感情。他生活的世界是德国。”(访谈19-2)
4.2.1.3中华民族
“当我听到中华民族时,我会想:我们都是中国人!我们是中华民族的一部分。我当然也属于它。父母是来自中国的。(。。。)由于战乱他们寻找另一个地方求生,然后落地生根。他们在那生活了好些年头、在那工作、开商店,直到越南由于战乱变得不稳定,然后他们不得不再次离开家园。可以说,无论我们生活在世界哪个角落,我们始终是中国人。”(访谈19)
其他的回答观点一致,有几位对海外中国人提出了强烈要求:
“因为我们就是中国人,所以我们得承认我们是中国人。我们是真正的中国人。而不是大概地说,因为我在越南生活过,所以我是越南人。不是这样的!无论我去哪,我始终是中国人。(。。。)我总是说,我是中国人。在这个世界上,不管是小国还是大国,到处都有我们中国人。因此可以说,我们中国人真的很伟大。我们是一个伟大的民族。(。。。)不管是在哪个国家,在中国大陆、台湾、德国、越南或美国,所有那里的中国人在我眼里都是同胞。(。。。)这不存在任何区别。”(访谈9)
在一些受访者首先强调他们作为海外中国人同属扩展的中华民族时,其他的谈了愿望,希望中国政府能接受其作为中华民族的一部分。
“我们海外中国人在国外生活了好几代,经常想念我们的祖国。但我(。。。)想反问一下,是否祖国也会想到我们?我们自认是华侨,但大陆的中国政府是否把我们看成中国人?我们中国人从未忘记我们的祖先来自哪里。但反问一下,中国政府现在认可我们是中国人吗?尽管我们入籍,在心底很清楚:我们国籍是德国,但当我们为此想想,如我们照实说的话,我们仍旧是中国人。这个事实是我们无法改变的。希望中国的政府有一天能接受我们。”(访谈13)
“涉及到中华民族,人们通常关心的是中国!大陆、台湾、香港、新加坡等等都是一样。(。。。)最重要的是中国放在第一位。其他的慢慢去管。中国是这么一个拥有人口最多的伟大国家,人们没有意识到这点。这样不行!”(访谈20)
“在越南我们被歧视,因为我们(海外中国人)没有国家。中国的共产党当时弱势又没钱,且台湾也不管(我们)。我们曾如孤儿般。现在好些了。中国强大了,如有人对我们不好,这个国家至少可以出面支持我们。这是至少该做的!(。。。)很显然,如你没有祖国,就像没有父母一样。”(访谈20)
另一位受访者陈述了相近的看法: “我们(海外中国人)在以前(70年代中期)没有可以返回的故乡。”(访谈13)
“中国人就是中国人!比如关于台湾独立(这个话题),作为中国人我们自然得反对。这里媒体对此的描述完全是没有理由的。(。。。)这位受贿的总统(台湾)和副总统我无法忍受。我们无论如何都想统一。”(访谈12)
“当我在越南上学时。。我们还学了“三民主义”,(书里)还有蒋介石。那时我们仅可以谈论这些。(。。。)当国民党撤到台湾时,我们得知那里的一切,越南的学校一切倾向于台湾。如有人想念大学的话,那就去台湾。那时不允许谈共产党。直到越共掌权,才开始允许聊共产主义者。”(访谈4)
“如我想阅读或听歌时,读的和听的都是来自台湾的,因为人们熟悉那边的。从小我熟悉台湾文化。对于中国的共产党以及共和国知之甚少。”(访谈4)
“我不觉得我属于中华民族。根本不。我对政治并没有这么感兴趣。我不觉得我属于现在的中国。”(访谈21)
“如你现在谈爱国,那么我会说,自然我感到高兴,当中国人,这个民族。。。现在向太空发射火箭或者中国在奥运金牌榜排名第二时,那我也会说:当然我是中国人!(。。。)不然我不觉得这是义务。”(访谈6)
“当我们海外华侨看到国内在人权和自由方面取得了进步时,我们当然感到高兴。”(访谈13)
“这是我的个人看法:中国自清朝开始,一百多年来都受到(外族)压迫。我只有一个愿望,即无论如何中国必须强大!是否是共产党(中华人民共和国)还是台湾(执政),重要的是我们中国人需在国际舞台上有说话权和得到认同。我想,每次(政治)革命都会有牺牲。(。。。)中国必须(站)起来。我是当真的!”(访谈20)
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原文:
http://www.dolc.de/forum/viewthread.php?tid=1116081&extra=page%3D1
Selbstkategorisierung
„Wenn man mich fragt, dann sagich „ich bin Chinesin“ [zhongguoren]. (..)
Wenn man mich fragt, woher ich komme, dann sag ich, ich komme aus
Vietnam, bin aber Chinesin.“ (Interview 4) „Ich komme aus Vietnam, ABER binich Chinesin.“ Interview 22 .
Eine einzige Befragte sah sich „sowohl als Chinesin,
als auch Vietnamesin, aber...durchaus auch als Deutsche“ (Interview 24-2).
Der jüngste Befragte (Interview 19-3), der in Hamburg geboren ist, nannte sichals
einziger „Deutscher und Hamburger“, betonte aber, dass er sich seiner
„Wurzeln“ durchaus bewusst sei. „Natürlich bin ich Chinese!(Interview 12)
„Oh, das ist eine schwere Frage.Das weiß ich manchmal selber nicht.
Chinesin oder Vietnamesin oder Deutsche? Wenn mich manchmal jemand
fragt: „woher kommen Sie?“, dann weiß ich nicht so recht, was ich
antworten soll, [..] denn bevor ich hergezogen bin, habe ich in Cuxhaven
gewohnt. Soll ich Cuxhaven antworten oder Vietnam? Ja. Das ist schwer zu
beantworten und manchmal.. wenn man mich fragt, sage ich: Ich bin eine
Chinesin aus Vietnam.“ (Interview 16) „Ich bin Chinesin, ganz klar!Wenn mich jemand fragt, dann sage ich: ich bin
Chinesin, in Vietnam geboren und in Hamburg aufgewachsen. Und es ist für
mich ganz klar, dass ich Chinesin bin, denn ich spreche ja auch chinesisch,
esse chinesisch und bin ja auch so erzogen worden. Man kann schon sagen,
dass ich eine stolze Chinesin bin.“ (Interview 21) „Ich sage, ich komme ausVietnam. Aber wenn es um Abstammung geht,
dann sage ich Chinese. Chinese aus Vietnam.“ (Interview 19-1) „Also ich glaube, wenn man michzwingen sollte zu sagen, was ich bin,
dann würde ich sagen: ich bin Chinese. Weil wegen der Sprache vor
allem.“ (Interview 25) „Ich sehe mich immer alsChinese, nicht als Vietnamese. ‚Long de chuanren’
[龙的传人], Chinesen sagen immerganz stolz: ich stamme vom Drachen ab!"
(Interview 15)
Obgleich sich alle zunächst auf die eine oder andere Weise als Chinesen
bezeichneten, wurden im Laufe der Gespräche auch Differenzen gemacht, denn
„es gibt ja sehr viele Arten von Chinesen“ (Interview 9). Eine wesentliche
Unterscheidung gab es zwischen „Chinesen aus China“ (VR oder Taiwan) und
Auslandschinesen.
„Man muss immer sagen: Ich binChinese AUS..., entweder aus Malaysia,
Hongkong oder aus Vietnam. Aber die Chinesen aus China, die sagen ja
nicht: Ich bin Chinese AUS China, sondern die sagen einfach; ich bin
Chinese.“ (Interview 14)
„Chinesen im Ausland, die denkenganz anders. Die haben eine andere
Erziehung und eine andere Kultur. Nur, was verbindet die Chinesen im
Ausland und die echten Chinesen? Nur die Sprache. Sonst ganz andere
Kultur.“ (Interview 14)
„Wir sind zwar Chinesen, aberwir haben eine deutsche Mentalität und
chinesische Wurzeln. So erkläre ich das. Wir sind also keine
„Echten“ [Chinesen]. Weil ich hier aufgewachsen bin.“ (Interview 22)
„Wenn ich mit jemandem ausVietnam rede, dann versteht man sich auf
Anhieb, weil man es kennt. Wenn ich aber mit einem Chinesen aus Taiwan
spreche, dann ist es fremder, denn ich kenne den Ort, aus dem er kommt,
nur vom Fernsehen oder von Büchern. Das ist ein natürliches Gesetz und
nicht etwas, das du dir aussuchst. [...] Sagen wir so, wir haben einfach mehr
gemeinsame Themen, über die wir reden können. Wenn ein Vietnamese von
früher erzählt, wo er war usw., dann kennst du diese Dinge persönlich, und
kannst dir das vorstellen, aber wenn ein Taiwaner dir von Taipeh erzählt,
dann hast du keine Ahnung, wie es da ist. “ (Interview 18) „Unsere Vorfahren haben unsimmer beigebracht, dass die Hoa, die
Chinesen, ihre Abstammung [goc] niemals vergessen. Und es ist egal, wo
man auf der Welt lebt, in Afrika, Europa oder Amerika, aber unsere
Abstammung, die bleibt unsere Abstammung. Die kann man niemals
vergessen.“ (Interview 13)
Das Wissen um die eigenen Wurzeln ist tief im Bewusstsein der Befragten
verankert, viele beschrieben die Migration der Eltern oder Vorfahren aus Chinaals
eine Fluchtgeschichte, die sich später in der eigenen Fluchterfahrung ausVietnam
spiegelt und einen wichtigen Teil der eigenen Selbstdefinition darstellt.
„Die Eltern sind früher ja auchgeflohen aus China. Und wir sind geflohen
aus Vietnam. Wir waren also nur einmal Flüchtlinge, aber die Eltern, die sind
eigentlich zweimal geflohen.“ (Interview 19-1)
Aufgrund dieses starken Bewusstseins der eigenen Wurzeln würde sich der
Großteil der Befragten daher auch nie nur als „Deutscher“ bezeichnen. Selbstdie
jüngeren Befragten, die in Deutschland aufgewachsen sind, können nicht so
selbstverständlich behaupten, sie seien Deutsche, obwohl sie angeben, in vielen
Bereichen bereits eine „deutsche Mentalität“98 zu haben. „Ich würde nie sagen, ich binDeutsche. Ich habe zwar einen deutschen
Ausweis, aber ich sehe ja auch nicht deutsch aus.“ (Interview 22) „Und es hängt nicht vomGeburtsland ab, was du bist. Ich bin ja auch nicht
automatisch Deutsche, wenn ich in Deutschland geboren bin. Auch wenn
man sagt, man hat die deutsche Nationalität [Staatsbürgerschaft], aber man
sieht ja gar nicht deutsch aus.“ (Interview 21)
„Zugegeben, man hat die deutscheStaatsbürgerschaft, aber wenn jemand
fragt, so sage ich doch: ‚Ich bin ein Chinese, ich bin kein Deutscher’...weil
man nicht sagen kann, dass man die deutsche Staatsbürgerschaft annimmt
und dann Deutscher ist. Ich habe das nie gedacht. Was ich bin, das sage ich
auch.“ (Interview 1)
Dass Selbstkategorisierung aber nicht nur die Aussage darüber ist, „was ichbin“,
sondern in hohem Maße kontextabhängig ist, zeigt sich in folgender Aussage: „Ich sage auch, ich bin Chinesinaus Vietnam, was die Leute etwas stutzig
macht und dann muss man das erst mal ewig erklären. Da muss man dann
bei dem Opa anfangen, der nach Vietnam gegangen ist und manchmal wenn
ich keine Lust habe, sage ich einfach: Ich bin Chinesin. Punkt!“ (Interview
24-1)
4.2.1.2 Heimat
„ Das sind zwei verschieden Dinge.Woher ich komme und welche
Abstammung ich habe. Denn meine Heimat [guxiang] ist immer noch China.
Aber woher ich komme, das ist Vietnam. Also [bin ich] Überseechinese
[Huaqiao] aus Vietnam. (...) Ich war ja nie in China, bin auch in Vietnam
geboren und habe dort gelebt. Deswegen kann man sagen, dass dort meine
Heimat [jiaxiang] ist. Aber unser ursprüngliches Heimatland [guxiang] ist
China.“ (Interview 19-1) „Das Vaterland ist China, dasMutterland ist Vietnam. (...) Beide Länder
interessieren mich.“ (Interview 13)
Die Gefühle für die beiden Heimatländer unterscheiden sich jedoch qualitativ: "Heimat ist Vietnam, weilich dort geboren bin und das Land besser kenne (...)
Meine Gefühle für China sind aber größer. Gegenüber Vietnam habe ich
andere Gefühle (...) Meine Gefühle zu China sind geprägt von den Dingen,
die meine Eltern mir von China erzählt haben. Sie fühlten sich eher China
zugehörig als Vietnam. Sie hofften, dass es ihren Nachfahren immer besser
geht. Und sie hofften am meisten, dass es China stetig besser geht."
(Interview 18)
Diejenigen, die wie dieser Befragte mit Vietnam noch lebendige Erinnerungen und
Erfahrungen verbinden (v.a. Gruppe 1), fühlen sich zu Vietnam als einer
unmittelbaren Heimat verbunden, insbesondere dann, wenn noch Verwandte im
Land leben. Ihre Beziehung zu China ist für sie vor allem mit den Erfahrungen
ihrer Eltern verknüpft. Da diese häufig noch Kontakte in die ursprünglicheHeimat
unterhielten, war die Verbindung noch recht stark ausgeprägt. Aus dem
obengenannten Zitat wird zugleich deutlich, dass die Eltern sich nicht nur zu
einem Heimatdorf zugehörig fühlten, sondern auch die Vorstellung von einer
chinesischen Nation weitertrugen, um deren Schicksal sie sich offensichtlich
sorgten. Die Tradierung der Heimatvorstellung von in China geborenen Eltern an
die zweite Generation in Vietnam war – wie in den Interviews herauszulesen war
– vielfach stark ausgeprägt.
„Ein Stück von der Heimat der Eltern, das ist Heimat“ (Interview 8).
Und eine andere eine Interviewpartnerin, die ebenfalls in Vietnam geboren und
aufgewachsen ist, betont:
„(...) Wir Chinesen sprechen vonHeimatort der Vorfahren [zuji 祖籍] Wir
sprechen von ‚Herkunft’ [dt.]. Wir sind immer Chinesen. “ (Interview 16) „Meine Heimat in China kenne ichüberhaupt nicht. Das gilt dann wohl nicht
als meine Heimat? Ich habe keine Heimat [jiaxiang]. “ (Interview 16) „Dieses Wort „China“, da habe ichkeinen Sinn für. Aber durch Filme aus
Hongkong oder Shanghai, da denke ich manchmal schon, oh wie schön, da
will ich auch mal hin! Aber es ist nicht so das Gefühl, ‚ich will in dieHeimat’.
Es wäre nur Urlaub. Genauso mit Vietnam. Ich würde nur denken, ich mache
da Urlaub. Ich würde nicht sagen, ‚ich gehe da zurück’ (...) [Heimat] ist schon
eher hier [Deutschland]. Ich habe hier alles gelernt, alles aufgebaut, meine
Familie ist hier, das ist hier schon Heimat! “ (Interview 22) „Man muss hier unterscheiden.Wenn sie [Deutsche] hier nach deiner
Heimat fragen, dann meinen sie Staatsbürgerschaft. (...) dann kann ich ja
nicht so direkt China sagen, weil man ja schon vor langer Zeit [aus China]
fort ist. Wenn Deutsche fragen, ob ich in die Heimat gereist bin, dann meinen
sie damit Vietnam. Weil sie ja wissen, dass die frühere Nationalität
vietnamesisch war. Und dann sage ich eben: ja.“ (Interview 4) „Dadurch haben wir auch - zwarkeine reine Zugehörigkeit - aber ein
bisschen hat man schon das Gefühl.“ (Interview 8)
„Wir müssen da trennen: Vietnamist unsere Heimat [Jiaxiang) und China ist
unsere Ur-Heimat [guxiang], Heimat der Vorfahren und Ahnen. Im
Allgemeinen haben wir keine persönlichen Eindrücke von unserer Ur-Heimat.
Wir haben dort ja nie gelebt. ... Nehmen wir mal meinen Sohn. Für ihn ist
Deutschland Heimat [jiaxiang], und Vietnam die Ur-Heimat [guxiang]. China
ist dann ja noch weiter entfernt. Er interessiert sich nur noch ganz sachlich
für China, verbindet damit aber keine besonderen Gefühle. Seine Lebenswelt
ist Deutschland.“ (Interview 19-2)
4.2.1.3 Chinesische Nation „Wenn ich das [zhongghua minzu]höre, dann denke ich: Wir sind alles
Chinesen! Wir sind auch ein Teil der chinesischen Nation. Natürlich gehöre
ich auch dazu. Die Eltern sind aus China gekommen. (...) Aufgrund von
Kriegswirren haben sie einen anderen Ort zum Leben gesucht. Und sobald man sichniedergelassen hat, wachsen einem Wurzeln [Luodi shenggen]. Sie haben dort danneinige Jahre gelebt, gearbeitet, ein Geschäft geführt, bis es
dann in Vietnam aufgrund des Krieges wieder unruhig wurde und sie wieder
ihr Zuhause verlassen mussten. Man kann sagen, es ist egal wo wir auf der
Welt leben, wir sind doch immer Chinesen.“ (Interview 19)
Andere Antworten gehen in dieselbe Richtung und einige äußerten etwas
vehementer die Forderung an alle Auslandschinesen: „Weil wir nun mal Chinesen sind,müssen wir auch anerkennen, dass wir
Chinesen sind. Wir müssen richtige Chinesen sein. Und nicht etwa sagen,
weil ich in Vietnam gelebt habe, bin ich in Vietnamese. Nein! Es ist egal, wo
ich hinkomme, ich werde immer Chinese sein. (...) Ich sage immer, ich bin
Chinese. Auf der ganzen Welt, ob kleines oder großes Land, überall gibt es
uns Chinesen [women Zhongguoren]. Und deswegen kann man sagen, dass
wir Chinesen wirklich mächtig [weida] sind. Wir sind ein großes, großes
Volk. (..) Alle Chinesen, egal in welchem Land, China, Festland, Taiwan oder
Deutschland, Vietnam oder Amerika, sind meiner Ansicht nach Landsleute
[tongbao].(..) Und es gibt da keinen Unterschied.“ (Interview 9)
Während diese Befragten zunächst aus der persönlichen Perspektive betonen,
dass sie sich als Auslandschinesen auch zu einer übergreifenden chinesischen
Nation bekennen, äußern andere den Wunsch auch von außen, sprich einer
chinesischen Regierung, Anerkennung als Teil der chinesischen Nation zu
bekommen. „WirAuslandschinesen, die mehrere Generationen im Ausland leben,
denken und vermissen doch häufig unser Vaterland [zuguo]. Aber ich (..)
möchte doch eine Rückfrage stellen, ob denn das Vaterland auch an uns denkt?Wir selbst sehen uns als Überseechinesen, aber die Regierung in China [guonei],auf dem Festland, sehen die uns als Chinesen? Wir
Chinesen können niemals vergessen, woher unsere Vorfahren kommen.
Aber mal anders herum gefragt, erkennt uns die chinesische Regierung
heutzutage als Chinesen an? Auch wenn wir die deutsche
Staatsbürgerschaft angenommen haben, im Herzen ist eins ganz klar:
Staatsbürgerschaft deutsch, aber wenn wir darüber nachdenken, wenn wir
ganz ehrlich sprechen, dann sind wir auch Chinesen. Diese Tatsache können
wir nicht verändern. (...) es bleibt zu hoffen, dass sich die chinesische
Regierung sich eines Tages unser annimmt .“ (Interview 13) „Die chinesische Nation,allgemein um China muss man sich sorgen!
Festland, Taiwan, Hongkong, Singapur usw. ist alles gleich. (...) Das
Wichtigste ist, dass China an erster Stelle steht [Zhongguo diyi]. Alles
andere kann man langsam angehen. China ist ein so großes Land mit der
größten Bevölkerung und man kennt es nicht! Das geht doch
nicht!“ (Interview 20) "In Vietnam wurden wirdiskriminiert, weil wir [Auslandschinesen] ja kein
Land hatten [mei you guojia]. Die Kommunistische Partei [Chinas] war
damals ja schwach und hatte kein Geld und auch Taiwan hat sich nicht
gekümmert. Wir waren wie Waisen. Jetzt ist es ja besser. China hat mehr
Macht und wenn uns jetzt jemand was tut, kann der Staat doch zumindest
auftreten und für uns einstehen. Das ist doch das Mindeste! (..) Das ist klar,
wenn du kein Land hast, ist es wie keine Eltern haben." (Interview 20)
In ähnlicher Weise argumentiert ein anderer Befragte: „Wir [Auslandschinesen] hattenfrüher [Mitte der 70er Jahre] keine Heimat, in
die wir zurückkehren konnten." (Interview 13) „Chinesen sind eben Chinesen!Oder nehmen wir Unabhängigkeit von
Taiwan. Als Chinese muss man natürlich dagegen sein. Wie es hier in der
Zeitung steht, ist das völlig unvernünftig [mei you liyou]. (..) dieserkorrupte
Präsident [Taiwans] und der Vize-Präsident, diese Leute kann ich nicht
ausstehen. Wir wollen auf jeden Fall Einheit [tongyi] . (Interview 12) „Als ich [in Vietnam] noch zurSchule ging,(...) lernten wir noch ‚Die drei
Volksprinzipien’ [Sanmin zhuyi] Und da gab es ja noch Chiang Kai-Shek
[Jiang Jieshi]. Und da haben wir nur über so was gesprochen. (...) Und als
sie [GMD] nach Taiwan geflohen sind, da haben wir auch noch alles von dort
bekommen und die Schüler in Vietnam waren auch alle auf Taiwan
ausgerichtet. Und wenn man an die Uni wollte, dann ging es immer nach
Taiwan. Damals durfte man nicht von den Kommunisten sprechen. Erst nach
der kommunistischen Machtübernahme [in Vietnam], da hat man erst
angefangen von den Kommunisten zu sprechen.“ (Interview 4) „Wenn ich z.B. Bücher lese oderLieder höre, dann stammt das eher aus
Taiwan, weil man das eben gewohnt ist. Von klein auf bekam ich nur die
Kultur Taiwans mit. Man stand der Kommunistischen Partei Chinas, also der
Volksrepublik, weniger nahe.“ (Interview 4) "Ich finde nicht, dass ichzu einer chinesischen Nation gehöre. Das
überhaupt nicht. Ich bin auch nicht so politisch interessiert. Und ich finde
nicht, dass ich zu dem heutigen China gehöre.“ (Interview 21) „Wenn Du jetzt von Patriotismusgegenüber China sprichst, dann würde ich
sagen, natürlich freue ich mich, wenn die Chinesen, also das Volk... jetzt eine
Rakete in den Weltraum schießt oder wenn sie bei der Olympiade auf Platz
zwei beim Medaillenspiegel sind, da sage ich dann auch: ‚klar ich bin
Chinese!’ (..) Aber ansonsten fühle ich mich nicht verpflichtet. “ (Interview 6) „Und wenn wir im Auslandlebenden Überseechinesen [huaqiao] sehen, was
für ein Fortschritt in China [guonei][in Bezug auf Menschrechte und
Freiheiten der Menschen] nun erzielt wurde, sind wir natürlich sehr
glücklich.“ (Interview 13) „Das ist ganz meine persönlicheMeinung: China wird seit der Qing-Dynastie,
also schon seit über hundert Jahren, bis jetzt von anderen unterdrückt. Und
ich habe nur eine Hoffnung, nämlich egal wie, aber China muss aufsteigen!
Es ist egal, ob nun die Kommunistische Partei [VR China] oder Taiwan,
Hauptsache, wir Chinesen haben auf der internationalen Bühne
Mitspracherecht und werden anerkannt [rentong]. Ich denke, jede (politische)
Revolution fordert seine Opfer [geming de xisheng]. (...) China muss
aufstehen [qilai]. Das meine ich ernst!“ (Interview 20) |