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[生活] 【2010.7.5 德国《明镜》周刊】Chinesische Schüler: Zum Abi ins sächsische Nirgendwo

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发表于 2010-7-8 02:20 | 显示全部楼层 |阅读模式
http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,689864,00.html



Das deutsche Bildungssystem ist marode, das Abitur kaum was wert? Denkste: In Waldenburg lernen seit Jahren Schüler aus China. Ihre Eltern schicken sie ausgerechnet in die sächsische Provinz, denn in China steht Waldenburg für die hohe Bildung.

Ein Schloss, ein paar schöne alte Häuser, Plattenbauten, dazwischen fließt die Zwickauer Mulde, über alten Bahngleisen wächst Gras, im Juni findet jedes Jahr ein Töpfermarkt statt: Willkommen in Waldenburg, einem Provinznest irgendwo in Sachsen. Rund 4600 Menschen leben hier, es waren einmal mehr und werden immer weniger. Arbeitsplätze sind rar, die Jugendlichen suchen das Weite.

Wan Yu ist 17 - und hat etwas in Waldenburg gefunden: Ruhe.

"Man kann hier gut lernen", sagt sie. Wan Yu ist eine von derzeit rund 80 chinesischen Schülern, die derzeit in Waldenburg die Schule besuchen. Sie trägt Jeans, Bluse, hohe Stiefel, eine Perlenkette am Handgelenk und fühlt sich wohl hier.

Waldenburg ist unter wohlhabenden Familien in Chinas Metropolen ein Begriff. Wan Yu kommt aus Guilin, einer Millionenstadt im Südosten Chinas. Ihre Mutter führt ein Restaurant, ihr Vater ist Ingenieur in einem Öl-Konzern. Wan Yu lebt schon seit über zwei Jahren im Internat des privaten Europäischen Gymnasiums.

Bis heute hat das deutsche Schulsystem einen guten Ruf in China

Heimweh hat sie nicht, sie ist es gewohnt, fernab von zu Hause zu sein. Seit sie zwölf ist, hat sie in einem chinesischen Internat gelebt und sagt, ihre Eltern hätten wenig Zeit, die Ausbildung sei dort besser gewesen. Was sie nach Waldenburg verschlagen hat? "Ich will das deutsche Abitur machen und hier studieren."

Ausgerechnet Deutschland. Während hierzulande seit Pisa eine Reform nach der anderen angestoßen wird, genießt das deutsche Abitur in China großes Ansehen. "Das ist historisch begründet", erklärt Nathalie van Looy von der FU Berlin, die über das chinesische Bildungssystem geforscht hat. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts studierten Chinesen ausländische Bildungsmodelle. Damals gab es in China noch keine einheitliche Schulbildung. Das preußische Modell fand den größten Anklang.

Der gute Ruf hat sich bis heute gehalten. Vor acht Jahren kamen die ersten Schüler im Rahmen eines Austauschprogramms, das die sächsische Landesregierung initiiert hatte. Sie sollten eigentlich nach einem Jahr zurück nach Hause, blieben dann aber bis zum Abitur. Seitdem kommen jährlich neue Chinesen.

"Wir haben uns in Fernost einen Namen gemacht", sagt Stefan Grünwald. Der Studienkoordinator des Euro-Gymnasiums betreut die chinesischen Schüler. Rund 40 haben bisher ihr Abitur bestanden. Nur ein paar Schüler warfen frühzeitig das Handtuch.

In China ist es ungleich schwerer, an eine Spitzenuni zu kommen

Die Waldenburger Chinesen wollen allesamt in Deutschland studieren. Das deutsche Abitur macht aus den Ausländern sogenannte "Bildungsinländer". Sie dürfen sich wie jeder deutsche Abiturient um einen Studienplatz bewerben.

Wan Yu interessiert sich für regenerative Energien. Sie möchte am liebsten nach Aachen, an die RWTH. Der Name der Uni fällt häufig in den Räumen des Euro-Gymnasiums. Fast alle möchten dort etwas Technisches studieren: Maschinenbau, Elektrotechnik, Biotechnologie. Und fast alle nehmen Mathe oder Physik als Leistungskurs.

"Der Arbeitsmarkt in China hat sich verändert", erklärt Bildungsexpertin van Looy. "Der Bedarf an Ingenieuren ist in China enorm gewachsen, entsprechend sind die Fachkräfte auch gut bezahlt."

In China ist es ungleich schwerer, einen Platz an einer guten Universität zu ergattern. Immer mehr junge Chinesen wollen studieren, sie konkurrieren um die wenigen Studienplätze an renommierten Universitäten. Für die Vergabe dieser Plätze zählt allein die landesweit einheitliche Zulassungsprüfung, die sich über drei Tage erstreckt. Nur mit Spitzenleistungen schafft man es es ins Studium. Durchzufallen ist eine Katastrophe.

Da scheint der deutsche Weg zum Uni-Abschluss fast leicht. Doch auch hier müssen sich die jungen Chinesen ins Zeug legen: Für den begehrten Studienplatz brauchen sie eine gute Abschlussnote, damit sie den Numerus clausus knacken. "Nicht leicht", sagt Wan Yu. Ihr bereitet vor allem die fremde Sprache Schwierigkeiten - denn die hat es in sich.

"Hier hat man viel mehr Freizeit als in China"

Deutschstunde in der 12. Klasse. Gelesen wird die Novelle "Tonio Kröger" von Thomas Mann. Auf der Tafel steht links "Vater", rechts "Mutter". Die Schüler sollen Adjektive sammeln, um die Eltern des Protagonisten zu beschreiben. "Liederlich" ruft Wan Yu und liest: "Die heitere Leichtfertigkeit seiner Mutter findet Tonio liederlich." Richtig, sagt Deutschlehrerin Anja Göckerltz - und blickt in fragende Gesichter. Wan Yus Tischnachbarin kramt einen kleinen Übersetzungscomputer hervor. Der kennt "liederlich" nicht. "Unordentlich", sagt Göckerltz. Nach kurzer Pause fügt sie hinzu: "Na ja, so ungefähr."

Das seien die typischen Schwierigkeiten, erzählt die Lehrerin nach dem Unterricht. "Gestern sind wir beim Zigeunerwagen hängen geblieben."

Im Vergleich zu China sei die Schule in Deutschland locker, sagt Wan Yus Mitschüler Hongbo. Auch er stammt aus einer Großstadt, seine Mutter ist Ärztin, sein Vater Ingenieur. Er erzählt von seinem Schulalltag in China: Aufstehen um halb sieben, Frühsport, gemeinsames Frühstück, Lesestunde. Der Unterricht beginnt um neun, endet um 18 Uhr, und dann heißt es Hausaufgaben machen und lernen. Meist seien auch noch die Wochenenden fürs Pauken draufgegangen. In Waldenburg ist schon um 16 Uhr Feierabend, dann sind sogar schon die Hausaufgaben gemacht. "Hier hat man viel mehr Freizeit als in China", sagt Hongbo.

Wie ein Märchen klingt dagegen der Weg zum deutschen Abitur. Die Noten der letzten zwei Jahre zählen, Prüfungsfächer kann man nach Neigung frei wählen. Dass in Deutschland sogar die Leistungen in Sport und Ethik angerechnet werden zählen, lässt Hongbo schmunzeln.

Rund 1100 Euro pro Monat müssen Hongbos Eltern für Ausbildung, Unterkunft und Verpflegung ihres Sohnes in Waldenburg hinlegen - das entspricht dem durchschnittlichem Jahreseinkommen eines Chinesen.

Der eigene Reiskocher muss sein

Viel Komfort gibt es für das Geld nicht: Gewohnt wird in der DDR-Platte auf dem Schulgelände, das Essen wird von einem Waldenburger Catering-Service geliefert. Mit der Wohnsituation ist Hongbo trotzdem zufrieden: "In China waren wir sechs in einem Raum." In Waldenburg logieren die Schüler in Einzelzimmern.

Etwas schwieriger ist es mit dem Essen. Auf dem Speiseplan stehen heute: Gulasch, Schweinebraten mit Knödeln und eine klare Suppe mit Gemüse und Geflügelstückchen. Die Suppe ist das Zugeständnis an die ausländischen Gäste. "Deutsches Essen schmeckt mir gut", sagt Hongbo. Trotzdem: Alle chinesischen Schüler haben auf ihrem Zimmer einen Reiskocher. Soviel Heimat muss sein.

Hongbo ist an den Wochenenden viel unterwegs. Mal geht er im 30 Kilometer entfernten Zwickau in die Disco, mal erkundet er gemeinsam mit seiner chinesischen Freundin, die er in Waldenburg kennengelernt hat, deutsche Großstädte. Wan Yu mag es ruhiger. Sie hat eine Waldenburger Familie kennengelernt, bei der sie häufig am Wochenende eingeladen ist.

Im stillen Waldenburg ist man froh über die Schüler aus Fernost. Zwei Jahrgänge in Folge wurde keine fünfte Klasse in der Mittelschule eingeschult, es mangelte schlicht an Schülern. Und die Chinesen sind zum Wirtschaftsfaktor geworden. "Als sie in den Ferien bei ihren Familien in China waren", erzählt Grünewald, "hat sich der Supermarkt-Leiter bei mir erkundigt, wann sie endlich zurückkommen."
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