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Mime und Alberich proben im Parkhaus
Mit mehr als 300 Opernleuten und 30 Containern ist die Kölner Oper nach China gereist, um dort den kompletten „Ring“ aufzuführen. Über die Abenteuer dieses Gastspiels berichtet Elke Heidenreich in einem Tagebuch.
15. September 2010
Etwa vor einem Jahr fragte die F.A.Z.: Ist Schanghai das Herz des 21. Jahrhunderts oder das Babel unserer Zeit? Fazit des Artikels war: Auf jeden Fall ist es Zivilisation im Zeitraffer, „eine Fortschrittsphantasmagorie aus Stein und Stahl“ (siehe auch: Das Glück kennt keine Wehmut). Wohin also würde Wagners Wotan mit seinem Walhall besser passen als nach Schanghai? Und da ist er jetzt, zum ersten Mal, mit der Kölner Oper, die hier in den nächsten Wochen zweimal den gesamten „Ring“ aufführt. Es soll ein Kulturbeitrag zur Expo sein, und es ist viel mehr. Es ist ein Spiegel, eine apokalyptische Warnung, ein Bild dafür, wohin Maßlosigkeit, Größenwahn und Verrat, Ausbeutung, Etwa vor einem Jahr fragte die F.A.Z.: Ist Schanghai das Herz des 21. Jahrhunderts oder das Babel unserer Zeit? Fazit des Artikels war: Auf jeden Fall ist es Zivilisation im Zeitraffer, „eine Fortschrittsphantasmagorie aus Stein und Stahl“ (siehe auch: Das Glück kennt keine Wehmut). Wohin also würde Wagners Wotan mit seinem Walhall besser passen als nach Schanghai? Und da ist er jetzt, zum ersten Mal, mit der Kölner Oper, die hier in den nächsten Wochen zweimal den gesamten „Ring“ aufführt. Es soll ein Kulturbeitrag zur Expo sein, und es ist viel mehr. Es ist ein Spiegel, eine apokalyptische Warnung, ein Bild dafür, wohin Maßlosigkeit, Größenwahn und Verrat, Ausbeutung, Betrug führen: geradewegs in den Weltuntergang der Götterdämmerung.
Man darf gespannt sein, wie die Chinesen diese Geschichte aufnehmen. Aber erst mal gilt es, sie auf die Bühne zu stellen, und wer das nicht gesehen hat, kann sich kein Bild von diesem gigantischen Unternehmen machen. Mehr als 300 Opernleute sind nach Schanghai geflogen: Solisten, Chor, Orchester, Techniker, Schneiderinnen, Garderobieren, Requisiteure, Maskenbildnerinnen, Dirigent, Intendant, ein komplettes Büro - und ich, als Chronistin. Dazu dreißig Container mit dem Bühnenbild der Inszenierung von Robert Carsen und Patrick Kinmoth, will heißen: das Feldlager des Hunding mit seinen Kalaschnikows, Zelten, einem Jeep, die große Halle Wotans mit Kamin und Riesenmobiliar, der Rhein mit seinem Schrott und seinem Gold, die Schmiede im Reich des Alberich, Brünnhildes Feuerberg und viel wilde Landschaft einschließlich Weltesche und Schwert Nothung.
Es heißt immer erst mal: geht nicht
Die Gewehre sind Attrappen, aber den Chinesen kommen sie hochgefährlich vor, sie werden von Männern mit echten Waffen in einem geschlossenen Raum bewacht und nur zu den Proben mit Genehmigung ausgegeben. Horst Sülzen, Ende fünfzig, sein halbes Leben schon Chef der Ausstattung, ist jeden Ernstfall gewohnt und durch nichts zu erschüttern. Deutsche Schäferhunde bewachen Hundings Lager.
Geht nicht, sagen die Chinesen, da nehmen wir Statisten im Hundekostüm, und Feuer auf der Bühne geht gar nicht, da können doch rote Seidenbänder im Wind flattern. Es heißt immer erst mal: geht nicht. Schließlich kommen zwei harsche chinesische Polizisten mit großen deutschen Schäferhunden an straffen Leinen. Die Hunde in Köln hießen Otto und Geisha und fraßen uns Leberwurst aus der Hand. Die hier heißen Eddy und Kleines Schwarzes, und keiner traut sich in die Nähe.
Dann kamen die Instrumente doch noch an
Später bei der Generalprobe zu „Walküre“ sind die Polizisten auf der Bühne gehemmt, die deutschen Schäferhunde aber lugen neugierig in den Orchestergraben, stellen die Ohren hoch und blühen bei Wagners Klängen sichtbar auf. Feuer geht immer noch nicht, alles Pyrotechnische liegt noch beim Zoll. Die Chinesen kennen Outdoor-Später bei der Generalprobe zu „Walküre“ sind die Polizisten auf der Bühne gehemmt, die deutschen Schäferhunde aber lugen neugierig in den Orchestergraben, stellen die Ohren hoch und blühen bei Wagners Klängen sichtbar auf. Feuer geht immer noch nicht, alles Pyrotechnische liegt noch beim Zoll. Die Chinesen kennen Outdoor-Feuerwerk, aber auf der Bühne? Niemals. Sülzen grinst. Wird schon. Er bleibt dran.
Wotan hat Jetlag, die neue Brünnhilde eine Krise, weil sie die Inszenierung nicht kennt, Sieglinde isst Apfelmüsli, Fricka steht kampfbereit in Chanel, und Siegmund geht zum Erstaunen kleiner zarter Chinesen hünenhaft im Kampfanzug mit Springerstiefeln, viel Theaterblut am Körper, mit einem Kaffee durch die Straße vorm Theater. Die Schneiderinnen nähen für chinesische Statisten auf alten Singer-Nähmaschinen, die man schnell im Museum holte. Im Parkhaus nebenan probt die Spielleiterin mit Mime und Alberich Hassszenen, denn im einzigen Probenraum üben die Chinesen. Die Generalprobe geht verspätet los, die Bühnentechnik funktioniert nicht, weil alles mit Walkie-Talkie gemacht wird und kostbare Zeit verbraucht, die Dirigentenmonitore wurden vergessen, aber dafür kamen die Instrumente Stunden vor der Generalprobe doch noch an, und nun erblüht oben im Schrottlager zarte Liebe zwischen Siegmund und Sieglinde. Es wird ernst. |
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