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[文化] [04.12.11 Zeit Online] China und Kapitalismus: Autoritäre Versuchung

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发表于 2011-12-5 23:56 | 显示全部楼层 |阅读模式
本帖最后由 yanaict 于 2011-12-6 00:06 编辑


【原文标题】China und Kapitalismus: Autoritäre Versuchung
【原文链接】http://www.zeit.de/2011/49/Kapitalismus-Serie/komplettansicht
【时间及作者】2012.12.04, Zhang Shuangli

China und Kapitalismus ikea.jpg


Sitzprobe in der Filiale eines schwedischen Möbelhauses in Peking

Die Lage in China ist paradox: Einerseits steht nur das sozialistische Erbe dem entfesselten Kapitalismus entgegen. Andererseits ist dieses Erbe zugleich eine ideale Ressource, an der sich der Kapitalismus mästen kann.
Dieses Paradox muss man erklären. Der zügellose Kapitalismus, der in den neunziger Jahren entstand, hat in China zweifellos eine Reihe unheilvoller Folgen gezeitigt. Ihm gegenüber steht der sogenannte »chinesische Entwicklungsweg«, von dem in den vergangenen Jahren viel die Rede war. Dieses Konzept betont, dass sich ein bestimmtes historisches Erbe – vor allem der Sozialismus – als ausgesprochen nützliche Ressource für die Entfaltung des Kapitals in China erwiesen hat.
Was auf den ersten Blick wie eine Verteidigung des chinesischen Entwicklungswegs aussieht, verweist in Wirklichkeit jedoch auf eine tief greifende Krise, vor der das Land steht: Was passiert, wenn das traditionelle chinesische und das sozialistische Erbe in naher Zukunft gänzlich aufgezehrt sind? Welchen Weg wird China dann gehen? Einiges kann man schon heute absehen. Weil sie ein waches Bewusstsein von dieser heraufziehenden Krise haben, bekennen sich die ersten chinesischen Intellektuellen zu einem staatlichen Dirigismus – einem Dirigismus, der über einen bloßen Nationalismus weit hinausgeht. Damit ist die Lage des Kapitals in China noch komplexer, noch schwieriger geworden.

Doch blicken wir noch einmal zurück. Seit 1989 hat sich China zunehmend für die kapitalistische Welt geöffnet. In der Folge bildete sich nach und nach eine ganz eigene Version des »ungezügelten« Kapitalismus heraus. Einige chinesische Wissenschaftler kritisieren die so entfesselten Marktkräfte auf drei Ebenen. Erstens, so sagen sie, habe sich der chinesische Kapitalismus praktisch widerstandslos in eine ungute Abhängigkeit vom globalen kapitalistischen System begeben, das dem Land die Rolle des weltweit größten Standorts für die verarbeitende Industrie mit niedriger Gewinnspanne zugeteilt habe. Damit gehe nicht nur die Ausbeutung der Arbeitskräfte aus der ländlichen Bevölkerung sowie der natürlichen Ressourcen Chinas einher. Nein, die chinesische Wirtschaft insgesamt sei in eine prekäre Lage versetzt worden.

Der zweite Kritikpunkt lautet, dass es der chinesischen Regierung nicht gelungen sei, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und das fieberhafte Kapitalwachstum zu begrenzen. Die Folgen seien gravierende soziale Ungerechtigkeiten sowie erhebliche Schwierigkeiten, die Befriedigung elementarer menschlicher Grundbedürfnisse zu gewährleisten. Da die soziale Ungerechtigkeit, die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen, unmittelbar mit der Privatisierung staatseigener Unternehmen und verwandten Entwicklungen zusammenhänge, habe die Regierung nicht nur ein Bild der Ohnmacht abgegeben, sondern das Problem sogar noch weiter verschärft.

Punkt drei der Kritik lautet, dass das Kapital in China keinerlei rationaler und moralischer Kontrolle unterliege. Zum einen sei die Regierung seit den Wirtschaftsreformen, mit denen sie die Marktwirtschaft nach China brachte, nicht in der Lage gewesen, vernünftige Spielregeln für das Kapital aufzustellen. Zum anderen erweckten chinesische Kapitalisten nicht den Eindruck, als würden sie überhaupt moralische Grenzen kennen, zumal nachdem die konfuzianische und die sozialistische Moral von der hemmungslosen Entfaltung des Kapitals an den Rand gedrängt worden seien. Das Problem, die Ernährung für die Bevölkerung sicherzustellen, sei dafür ein Symptom.

Die Frage, die hinter all diesen Kritikpunkten steckt, lautet schlicht: Warum ist die chinesische Wirtschaft bislang nicht zusammengebrochen, wenn es sich bei ihr doch um eine Form von ungezügeltem Kapitalismus handelt?

Auf der Suche nach einer Antwort ist vielen bewusst geworden, dass nicht zuletzt die besondere Geschichte Chinas und sein Erbe stark zum Wirtschaftswachstum der vergangenen dreißig Jahre beigetragen haben. Der sichtbarste Teil der chinesischen Erbmasse ist der Sozialismus. So sorgte etwa das sozialistische Bildungswesen einst dafür, dass das Land über eine immense Zahl gut ausgebildeter Arbeiter verfügte. Auch hat die autarke Nationalökonomie, die in der sozialistischen Ära entwickelt wurde, der chinesischen Wirtschaft geholfen, die Folgen ihrer Abhängigkeit von der Weltwirtschaft abzufedern. Diese Liste ließe sich um einiges verlängern.

Doch das Kapital hat nicht nur Arbeitskräfte und natürliche Ressourcen in riesigem Ausmaß geschluckt, sondern auch das soziale und historische Erbe, das sich in Mensch und Umwelt verkörpert.

Und was folgt daraus für die Zukunft Chinas? Wenn die Antwort lautet, dass das Kapital in China bereits alle Fesseln abgestreift hat und als reines Agens wirkt, um sich Ressourcen einzuverleiben, die Produktion zu organisieren und sein eigenes Wachstum aufrechtzuerhalten, dann wird das chinesische Erbe nicht mehr zu retten sein. Denn es ist ja selbst nur eine Form von Ressource, die das Wachstum speist und von ihm verschlungen wird. Welchen Weg aber sollte China dann gehen?

Man übertreibt nicht, wenn man feststellt, dass die chinesische Führung seit zehn Jahren ein anderes Bild in der Öffentlichkeit abgibt. Obwohl es nicht zu den von den Liberalen erhofften politischen Reformen kam, scheint die Regierung doch empfänglicher für die handgreiflichen Probleme des Alltags geworden zu sein – sie hat tatsächlich den Kapitalismus ein Stück weit zügeln können. Stärker als früher bemüht sich der Staat um die Kontrolle der Wirtschaft und sorgt sich um die elementaren Lebensbedingungen der Bevölkerung. Auch ihre Versuche, Chinas Position im kapitalistischen Weltsystem neu zu definieren und eine kulturelle Identität für das moderne chinesische Volk zu begründen, hängen hiermit zusammen. Darüber hinaus hat eine Lokalregierung, nämlich die Stadtverwaltung von Chongqing, angekündigt, künftig selbst Verantwortung für die Bekämpfung sozialer Ungerechtigkeiten zu übernehmen. All dies zusammengenommen bedeutet, dass sich die chinesische Regierung um eine ernsthafte Antwort auf alle drei oben genannten Kritikpunkte am »zügellosen Kapitalismus« bemüht.

Von diesen Entwicklungen ermutigt, fordern nun einige chinesische Intellektuelle eine »aufgeschlossene und reaktionsfähige Regierung«, um der Probleme Herr zu werden. Andere, linke Gelehrte spitzen diese Argumentation noch weiter zu. Für sie läuft der Weg, den China dringend beschreiten müsse, auf eine Verwirklichung des sozialistischen Erbes unter neuen historischen Bedingungen hinaus. Die chinesischen Liberalen wiederum können dieser Forderung nichts abgewinnen, im Gegenteil. In ihren Augen ist sie sogar gefährlich. Angesichts der Herausforderungen des entfesselten Kapitalismus, so sagen sie, seien die Intellektuellen dem Dirigismus verfallen und riefen in ihrer Not nach einem starken Staat als allmächtigem Akteur.

Man könnte es auch so formulieren: Der Ruf nach einem neuen Dirigismus ist eine bloß abstrakte Kritik am schrankenlosen Kapitalismus. Abstrakt ist sie, weil ihr auf zwei Ebenen jede echte Kreativität abgeht: Erstens hat sich die chinesische Regierung nicht wirklich gewandelt. Die Veränderungen, die sie eingeleitet hat, um dem Kapitalismus Fesseln anzulegen, sind nicht wirklich kreativ und eigenständig, sondern lediglich Reaktionen auf öffentliche Kritik.

Und zweitens reflektieren die dirigistischen Theorien über die Dringlichkeit einer »aufgeschlossenen und reaktionsfähigen Regierung« nur den jüngsten Imagewandel der chinesischen Führung. Sie sagen aber nichts zu der alles entscheidenden Frage, wie das Verhältnis zwischen Individuum und Staat sowie das zwischen China und der kapitalistischen Welt transformiert werden könnte. Damit aber wäre dieser »neue« Schwenk der Intellektuellen nur ein weiteres Zeichen für Chinas gegenwärtiges Dilemma. Obwohl sich das Land der dringenden Notwendigkeit bewusst ist, die entfesselten Marktkräfte einzuhegen, scheint uns nur ein Weg offenzustehen: Wir klammern uns ans chinesische Erbe, vor allem an den sozialistischen Dirigismus, um die katastrophalen Folgen des Kapitalismus abzufedern.

Aus dem Englischen von Michael Adrian
 楼主| 发表于 2011-12-6 00:24 | 显示全部楼层
本帖最后由 yanaict 于 2011-12-6 00:28 编辑


China und Kapitalismus 1.png
China und Kapitalismus 2.png

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发表于 2011-12-6 09:22 | 显示全部楼层
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