China drängt in australischen Bergbau Verrückt auf Rohstoffe: China will bei einem australischen Bergbaukonzern einsteigen - und testet damit auch die Toleranz der Regierung in Canberra. |
: Kohlebergwerk in Australien: China drängt in den Rohstoffsektor des Fünften Kontinents. (Foto: Reuters) Die Chinesen lassen einfach nicht locker. Kaum ist ihre geplante Großinvestition in die australische Bergbaugesellschaft Rio Tinto gescheitert, steht schon der nächste Coup auf dem fünften Kontinent im Raum. Wieder geht es um Rohstoffe. Und diesmal geht es in die Vollen. Der staatliche Kohlekonzern Yanzhou Coal plant nicht nur einen anteilsmäßigen Einstieg beim australischen Rivalen Felix Resources, sondern hat gleich die Übernahme des Unternehmens im Auge. Medienberichten zufolge sind die Chinesen möglicherweise bereit, 20 Prozent des momentanen Börsenwerts von Felix zusätzlich zu zahlen. Damit wären etwa 2,4 Milliarden Euro als Kaufpreis fällig. Doch es ist nicht unbedingt eine Frage des Geldes, ob der Plan der Chinesen aufgeht, vielmehr eine des Prinzips. Zwar hat das australische Unternehmen sich mit den Chinesen offenbar bereits geeinigt. Aber das letzte Wort in der Angelegenheit hat die australische Kontrollbehörde. Sie wird das Geschäft billigen müssen. Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem noch immer vier Angestellte des australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto in China hinter Gittern sitzen, weil ihnen von der chinesischen Regierung Spionage vorgeworfen wird. Die Vorwürfe sind deshalb so brisant, weil Rio Tinto erst vor wenigen Monaten ein Milliarden-Angebot der staatlichen chinesischen Minengesellschaft Chinalco abgelehnt hatte. Das geschah nach Meinung vieler chinesischer Experten nicht zuletzt auf Drängen der australischen Regierung, die angeblich einen zu großen Einfluss der Chinesen auf die heimische Wirtschaft fürchtet. Am Sonntag verbreiteten die Chinesen die Nachricht, dass Rio Tinto bereits seit sechs Jahren in der chinesischen Stahlindustrie spioniert und Bestechungsgelder gezahlt habe. Dadurch sei China ein Schaden von etwa 70 Milliarden Euro entstanden, hieß es in einem Report des Büros zur Sicherung von Staatsgeheimnissen. "Auf dem Gipfel eines Wirtschaftskrieges" Die Zahl wurde am Montag zwar von der gleichen Quelle als Folge eines Missverständnisses dementiert, steht aber im Raum. Doch mit den Details über Rio Tinto nicht genug: Der Report der Behörde stellte fest, dass sich China auf dem Gipfel eines Wirtschaftskrieges befinde. Tag für Tag steige die Gefahr für das Land, Opfer von Wirtschaftsspionage zu werden. Die Regierung müsse umfangreicher überwachen als bisher, um Staatsgeheimnisse künftig zu bewahren. Zudem müssten strengere Maßnahmen ergriffen werden, um ausländische Unternehmen von der Spionage abzuhalten. Gemeint sind damit neben Rio Tinto vor allem auch europäische oder amerikanische Unternehmen. Im Schatten der Festnahmen bei Rio-Tinto steht im Fall des Übernahmekandidaten Felix Resources die australische Toleranz-Grenze auf dem Prüfstein, auch wenn das Volumen nur etwa ein Sechstel der gescheiterten Chinalco-Offerte an Rio Tinto beträgt. "Eine Genehmigung des Geschäfts würde eine wesentlich gelassenere Einstellung der australischen Regierung signalisieren. Dankbar für die Finanzspritze Sollte die Genehmigung verweigert werden, würde Australien wirtschaftlich mehr darunter leiden als China", glaubt Sun Fei, der Direktor des Pekinger Zentrums für die Entwicklung chinesischer Firmen im Ausland. Einige Vertreter der australischen Kontrollbehörde haben in der Vergangenheit darauf hingewiesen, dass es ihnen grundsätzlich lieber wäre, keine Anteile größer als 49,9 Prozent für ausländische Investoren zu genehmigen. Australische Rohstoffe haben es den Chinesen offenbar angetan. Sehr zielstrebig drängen sie in die Förderbranche "down under". Erst Anfang Juni übernahm das chinesische Staatsunternehmen Minmetals für etwa 1,5 Milliarden Euro große Teile des australischen Zinkproduzenten OZ Minerals, der hochverschuldet und deswegen dankbar die Finanzspritze annahm. Auch die Behörden leisteten keinen Widerstand. Mit wachsenden Anteilen an den Produzenten wird auch Chinas Einfluss auf die Verhandlungen der Rohstoffpreise wachsen. China benötigt Unmengen an Stahl und Energie, um das Tempo seines landesweiten Strukturwandels zu modernen und hoch entwickelten Großstädten aufrecht erhalten zu können. Yanzhou Coal Mining Company Ltd. | 9,82 € -0,050 -0,51% 07.08.09 | |