Export-Weltmeister China
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Von Michael Stürmer 9. Januar 2010, 04:00 Uhr
China stürmt voran, während die übrige Welt noch an der globalen Rezession laboriert.Die neuesten Zahlen zum Warenexport in den Rest der Welt zeigen nicht nur, dass längst Hightech-Waren einen großen Teil der Ausfuhren ausmachen, sondern registrieren auch erstmals China vor Deutschland.Zwar geht es nur um das, was man im Sport ein Foto-Finish nennen würde. Doch ist es die Tendenz, die zählt, und sie ist historisch zu nennen.
China stürmt voran, während die übrige Welt noch an der globalen Rezession laboriert. Die neuesten Zahlen zum Warenexport in den Rest der Welt zeigen nicht nur, dass längst Hightech-Waren einen großen Teil der Ausfuhren ausmachen, sondern registrieren auch erstmals China vor Deutschland. Zwar geht es nur um das, was man im Sport ein Foto-Finish nennen würde. Doch ist es die Tendenz, die zählt, und sie ist historisch zu nennen. Indessen sollte man nicht vergessen, dass 70 Prozent der chinesischen Exporte - wie übrigens auch ein Großteil der chinesischen Umweltbelastung - von Unternehmen aus dem Ausland erwirtschaftet werden.
Diese internationale Vernetzung ist gut für China, sie ist aber auch gut für die übrige Welt. Denn sie legt dem großen Roten Drachen ein gewisses Maß an Wohlverhalten auf, das ihm - es fallen einem der Umgang mit Mensch und Natur ein, von Demokratie und Rechtsstaat nicht zu reden - von Hause aus nicht zu eigen ist. China in die kritischen Systeme der Global Governance einzubinden, von Welthandel und Copyright bis zu Rüstungskontrolle, ist eine der großen Herausforderungen an Europa und die USA. Aber nur wenn das aufgeklärte Eigeninteresse der Herren in Peking und Shanghai in dieselbe Richtung geht, hat Weltordnung eine Chance.
Chinas Exportrekorde haben übrigens, zumal in Zeiten der Krise, eine solide und weiter wachsende Binnennachfrage zur Grundlage, bedient nicht zuletzt aus Südkorea und Japan. Auch das sollte deutschen Maschinenbauern und französischen Parfümproduzenten Zuversicht geben. China bleibt bei alldem soziale Erdbebenzone, wie 200 Millionen Arbeitsuchende und mehr als 80 000 staatlich vermerkte Protestaktionen zeigen.
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