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http://www.zeit.de/2010/32/China-Wirtschaft
Streiks in den Küstenprovinzen begünstigen den Plan der Regierung, mehr Unternehmen im armen Westen des Landes anzusiedeln.
Ist das chinesische Billiglohnmodell am Ende? Werden in China mächtige Gewerkschaften entstehen? Gerät die autoritäre Führung nun unter Druck? – Die aktuellen Streiks in China werfen viele Fragen auf. Doch eine nationale Arbeiterbewegung ist nicht in Sicht. Dabei häufen sich die Proteste zweifellos. Allein zwischen Ende Mai und Mitte Juni kam es zu 36 Streiks im Süden. Aber es ging stets nur um die Löhne und Bedingungen in der jeweiligen Fabrik. In keinem Fall forderten Arbeiter die Provinzregierung oder gar Peking heraus. Dass ganze Branchen den Dienst niederlegen oder in einer Stadt oder Provinz konzertiert protestiert wird, ist weiter verboten – und dieses Verbot wird weiter beachtet.
Auffällig ist auch, dass in den vergangenen Monaten vor allem in taiwanesischen und japanischen Unternehmen wie Foxconn oder Honda gestreikt wurde. Offenbar haben Behörden diese Streiks gezielt zugelassen. Zum einen wollen sie wohl früh einer Gewerkschaftsbewegung entgegenwirken. Hauptsächlich jedoch setzt Chinas Führung nach der Weltwirtschaftskrise die Politik fort, die sie zuvor begonnen hat: Sie will die ausländischen Billiglohnproduzenten in den reichen Küstenprovinzen zwingen, ihre Fabriken in den ärmeren Westen zu verlagern. Schon in den vergangenen Jahren hat etwa die Regierung der Boomprovinz Guangdong die Mindestlöhne um jährlich 15 Prozent angehoben, um den Prozess zu beschleunigen und Platz für Hochlohnproduktion und Serviceindustrie an der Küste zu schaffen. Nach einer moderaten Steigerung im Krisenjahr wurden die Mindestlöhne nun gar um 20 Prozent erhöht. Die Inlandsprovinzen, die bessere Infrastruktur und Steuervergünstigungen anböten, »scheinen als neue Investitionsstandorte in hellem Licht«, hieß es in der Tageszeitung China Daily , einem Regierungssprachrohr.
Was derzeit an Chinas Küsten passiert, ist für asiatische Unternehmer nichts Ungewöhnliches. Japaner, Südkoreaner, auch Taiwaner kennen das Phänomen. Vor 15 Jahren wurde die Produktion zu Hause zu teuer, und sie mussten auslagern – vor allem nach China. Nun wird Chinas Küste zu teuer, die Karawane zieht weiter. Der Unterschied: Die Hersteller müssen das Land nicht verlassen. Zwar bieten sich Vietnam oder Laos als Niedriglohnländer an. Doch China verfügt über ein halbes Dutzend mal mehr Billiglohnarbeitskräfte als Vietnam.
Mit der Verlagerung hofft Peking, gleich drei großen innerchinesischen Problemen beizukommen: erstens dem teils dramatischen Gefälle zwischen Arm und Reich. Zweitens könnte es die Ströme von Millionen Wanderarbeitern gen Küste eindämmen. Drittens könnte die Kaufkraft der Menschen steigen, sodass China weniger vom Export abhängig wäre. Zahlreiche Unternehmen haben die Zeichen der Zeit verstanden und wollen demnächst umziehen.
Auch wenn es umständlicher ist, Produkte fernab der Exporthäfen tief im Westen herzustellen, von wo aus die Schuhe, Computer oder Autoteile erst über die Schiene oder die Straße an die Küsten transportiert werden müssen. HP und der Apple-Hersteller Foxconn wollen gemeinsam drei Milliarden US-Dollar in der westlichen Metropole Chongqing investieren. Auch der US-Computerhersteller Dell schaut sich bereits Grundstücke im Westen an. Viele kleinere Auftragshersteller sträuben sich jedoch noch. »Es ist sehr schwierig für uns«, jammert Danny Lau, der Vorsitzende des Verbandes der Hongkonger Klein- und Mittelstandsbetriebe – und droht, dass bis zu 3000 von geschätzten 50.000 Unternehmen im Perlfluss-Delta in diesem Jahr schließen müssten, weil sie sich die Umsiedlung nicht leisten könnten. Die Drohung verhallt jedoch. |
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