Den Milchmarkt regeln?

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http://www.zeit.de/2009/39/Argument-Pro-Milchmarkt


Den Milchmarkt regeln?Ja, sagt Gunhild Lütge, damit die Milch nicht zur Ramschware wird
© Maurizio Gambarini/dpa
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Bauern kippen am Mittwoch zehntausend Liter Milch auf einen Acker bei Hornbek. Sie fordern höhere Preise für ihre Milch.




Die Milchbauern in Deutschland sind sauer darüber, dass ihnenniemand hilft. Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) kann es nicht,weil sie in der EU mit ihren Vorschlägen abblitzt, und die EuropäischeKommission will es nicht, weil sie beschlossen hat, den lange Zeitregulierten Markt zu liberalisieren.
Bereits in den vergangenen Jahren wurden Regeln abgebaut. Eine davonist die Quote. Sie besagt, wie viel Milch einzelne EU-Länderproduzieren dürfen, und wurde seinerzeit geschaffen, um zu viel Milcham Markt zu verhindern. Doch statt der Quote, die 2015 endgültigwegfällt, soll es künftig nur noch der Wettbewerb richten. Nun leidendie Milchbauern schon heute darunter, dass es zu viel Milch am Marktgibt. Die Preise sind drastisch gesunken – obwohl die geltendenKontingente nicht einmal ausgeschöpft werden. Mit dem Einkommen istkein Auskommen mehr. Der Milchmarkt braucht wirksamere Regeln alsbisher.
<p>Leiderkann Ihr Browser diese Grafik nicht anzeigen. Direkter <ahref="http://de.statista.com/statistik/daten/studie/37325/umfrage/meinung-zur-rolle-der-politik-bei-stabilisierung-der-milchpreise/"><imagesrc="http://de.statista.com/images/stats/arrowRight.png"></image>Linkzur Statistik "Meinung zur Rolle der Politik bei Stabilisierung derMilchpreise"</a><a href="http://de.statista.com"><imagesrc="http://de.statista.com/images/stats/statistaStatLogo.png"></image>Statista.org</a></p>Zurzeitverheddert sich die Kommission im Wirrwarr ihrer Instrumente. Siegewährt schädliche Exporthilfen und finanziert teure Lagerhaltung,zahlt Entschädigungen hier und Fördergelder dort. Es ist höchste Zeit,einen Kurswechsel zu vollziehen. Wirklich helfen könnte den Milchbauerneine flexible Mengensteuerung, ähnlich, wie sie der BundesverbandDeutscher Milchviehhalter fordert. Danach wird die Milchproduktion aufder Grundlage eines Basispreises je nach Situation auf dem Marktausgedehnt oder zurückgefahren. Im Detail gibt es dazu unterschiedlicheModelle. Manchen dient Kanada als Vorbild, wo Angebot und Nachfrageschon seit Langem permanent aufeinander abgestimmt werden.
Damit die Idee zunächst hierzulande umgesetzt werden kann, müssteder Staat einen Rahmen setzen. Er sollte keineswegs selbst in den Markteingreifen, sondern lediglich Starthilfe leisten. Und das hieße, eineKommission zu berufen, die aus Bauern, Verbrauchern sowieMolkereivertretern besteht. Diese Kommission übernimmt dieSteuerungsfunktion. Klappen kann das freilich nur, wenn die Beschlüssedes Gremiums allgemeinverbindlich sind. Die unterschiedlichenInteressen und die große Zahl der Milchbauern verhindern heutezielgerichtetes Handeln. Dabei würde eine einheitliche Reaktion auf dieMarktentwicklung allen nutzen: den Bauern und den Konsumenten, weil esauch ihnen nicht gefällt, wenn Milch zur Ramschware verkommt.

Wer stattdessen den Milchmarkt weiter liberalisiert, nimmt in Kauf,dass viele Milchbauern aufgeben müssen. Selbst jene, für die Pleiteneben zum Wettbewerb gehören, der allein das Maß aller Dinge ist,sollten eines nicht vergessen: Dem rabiaten Preiskampf werdenlangfristig nur industriell organisierte Agrarfabriken gewachsen seinmit der Folge, dass Milchprodukte noch viel häufiger als heute querüber den Erdball gekarrt werden – zulasten des Klimas. Und wenn in demglobalisierten Geschäft erst Spekulanten die Milch als Rohstoff fürihre Zwecke entdecken, werden es nicht mehr Aldi und Co sein, die denPreis bestimmen.
Milchbauern in der Krise

Deutsche Bauern klagen. Der Verfall des Milchpreises bedroht sie in ihrer Existenz

Rund 59 Prozent der Bevölkerung sprechen sich laut einer Umfragedafür aus, dass der Staat in den Markt eingreift, um den Preis zustabilisieren (s. Infografik). Sieht ganz so aus, als ob dieVerbraucher bereit sind, für Qualität aus der Region zu zahlen – wenndie Bauern davon profitieren.

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