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本帖最后由 rhapsody 于 2009-11-25 21:30 编辑
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57677
BERLIN (Eigener Bericht) - Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warnt vor einer "Rohstofflücke" in Deutschland und verlangt entschiedene Maßnahmen zur Sicherung der Metallversorgung für die deutsche Wirtschaft. Weil die Bundesrepublik keine eigenen Metallvorkommen besitze, müsse der ungehinderte Zugriff auf die globalen Lagerstätten sichergestellt werden, fordert der Vorsitzende des BDI-Rohstoffausschusses. Die Zeit dränge, zumal die Abkehr vom Erdöl den Metallbedarf vergrößere: So seien zur Herstellung von Elektromotoren weit mehr Kupfer oder Lithium als bisher nötig; die Nutzung erneuerbarer Energien sei auf seltene Metalle für Windräder oder Photovoltaik angewiesen. Wie der BDI verlangt, soll in den Ressourcenstaaten des afrikanischen Kontinents die sogenannte Entwicklungshilfe deutschen Rohstoffvorhaben zugute kommen; außerdem müssten Berlin und Brüssel sämtliche Zollschranken für den Erwerb von Rohstoffen bekämpfen. Berlin lässt mittlerweile Listen mit strategisch wichtigen Metallen erstellen, die als unverzichtbar für die Entwicklung von Zukunftstechnologien gelten. Einige davon befinden sich großenteils im Besitz Chinas.
Rohstoffkongress
Wie der Vorsitzende des Rohstoffausschusses beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, in einem aktuellen Interview erklärt, muss Berlin einer "Rohstofflücke" bei der Versorgung der deutschen Wirtschaft "mit allen Mitteln politisch zuvorkommen". Das gelte insbesondere für Metalle.[1] Grillos Drängen knüpft an seit Jahren vorgetragene Forderungen des BDI an. Auf dessen Initiative hatte Bundeskanzlerin Merkel im Jahr 2007 an einem "Rohstoffkongress" teilgenommen und danach der Einrichtung eines "Interministeriellen Ausschusses Rohstoffe" zugestimmt. Auch mit der Aufnahme der Thematik in den Koalitionsvertrag hat die neue Bundesregierung auf Forderungen der Wirtschaft reagiert, die der BDI vor den Bundestagswahlen öffentlichkeitswirksam präsentierte.[2] "Jetzt kommt es darauf an", äußert Grillo, "dass etwas geschieht."[3]
Zukunftsfähigkeit
Der Bedarf an Metallen in der deutschen Industrie wächst Grillo zufolge insbesondere wegen der Abkehr vom Erdöl. Allein durch die Umstellung auf Elektromotoren steige etwa "der Kupferanteil im Fahrzeug von 25 auf 65 Kilogramm". Für eine gebräuchliche Lithium-Ionen-Batterie seien "nochmals bis zu 50 Kilogramm Aluminium, rund 40 Kilogramm Kupfer, 20 Kilogramm Stahl und 10 Kilogramm Nickel erforderlich" - und das pro Fahrzeug, erläutert Grillo.[4] Zudem werde "natürlich Lithium" benötigt. Wie der BDI-Rohstoffexperte berichtet, wird zur Zeit das weltweit größte Lithium-Vorkommen untersucht, das sich in Bolivien befindet und fast die Hälfte der globalen Reserven umfassen soll; China will sich Grillo zufolge "den exklusiven Zugang zu dieser Quelle sichern". Auch für Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie für die Medizintechnik seien Lithium sowie weitere Metalle unverzichtbar. "Wer das Material nicht hat, kann nur schwer neue Produkte entwickeln und neue Märkte erschließen", äußert Grillo: "Damit verlieren wir unser Wissen und die Zukunftsfähigkeit."[5]
Oligopole
Zur Durchsetzung des Zugriffs auf die gewünschten Rohstoffe hat der BDI bereits vor rund einem Jahr zehn "Kernforderungen zur Rohstoffpolitik" publiziert. Darin fordert der führende deutsche Wirtschaftsverband neben Freihandelsvereinbarungen für die in fremden Ländern lagernden Ressourcen auch ein entschiedenes Vorgehen gegen Rohstoff-Oligopole.[6] Hintergrund ist, dass deutsche Firmen etwa in der Metallförderung keine führende Rolle spielen. So wird der Eisenerzmarkt zu fast drei Vierteln von Firmen aus Brasilien (Companhia Vale do Rio Doce) bzw. Großbritannien und Australien (BHP Billiton, Rio Tinto) kontrolliert, ein Umstand, der in Deutschland die Befürchtung entstehen lässt, die Oligopole könnten die Grundstoffe für die deutsche Industrie weiter verteuern.[7] Man plädiere deshalb für eine "einvernehmliche Prüfung möglicher wettbewerbsbeschränkender Effekte von Unternehmenszusammenschlüssen auf den internationalen Rohstoff- und Werkstoffmärkten", heißt es beim BDI mit Blick auf die Pläne der Eisenerz-Branchenriesen, mit neuen Firmenübernahmen ihre marktbeherrschende Stellung weiter auszubauen.
Entwicklungspolitik
Besondere Forderungen stellt der BDI an die sogenannte Entwicklungspolitik. Wie es in den "Kernforderungen" des Verbandes heißt, sei es "die wichtigste Aufgabe" der Berliner und Brüsseler "Entwicklungspolitik", "politische und wirtschaftliche Stabilität der Entwicklungsländer zu fördern". Nur so ließen sich die Rahmenbedingungen für den ungefährdeten Zugriff auf die Ressourcen sichern. Es sei außerdem wünschenswert, dass "in Fällen unzureichend erkundeter Rohstoffvorkommen" die Mittel des "Entwicklungs"-Haushalts genutzt würden, um "die nationalen Behörden der Entwicklungsländer bei deren Aufsuchung und Erkundung forciert (zu) unterstützen".[8] Während der "Planung entwicklungspolitischer Maßnahmen" sollten stets "Investitionsvorhaben deutscher bzw. europäischer Unternehmen berücksichtigt" werden; deutsche Firmen hätten schließlich "bei ihren Bemühungen um Explorations- bzw. Förderlizenzen" Hilfen "durch die Botschaften der europäischen Staaten" zu erhalten. Die Forderungen zielen vor allem auf die umfangreichen metallischen Ressourcen der Staaten Afrikas.
Strategische Metalle
Um den deutschen Zugriff auf die industriell benötigten Rohstoffe auch in Zukunft zu garantieren, hat das Bundeswirtschaftsministerium mittlerweile eine Studie in Auftrag gegeben, die herausfinden sollte, welche Metalle und Halbmetalle für die technologische Entwicklung in den kommenden 20 Jahren besondere Bedeutung besitzen. Das Ergebnis liegt bereits seit Jahresbeginn vor. Demnach sind es zahlreiche wenig bekannte Elemente, die für Zukunftstechnologien unverzichtbar sind: Gallium, Neodym, Indium, Germanium und Scandium führen die Liste an - Stoffe, die künftig für die Lasertechnik, die Photovoltaik oder die Produktion von Brennstoffzellen gebraucht werden.[9]
Die Metall-Opec
Dabei sorgen gerade einige dieser wenig bekannten Metalle, zuweilen als "Seltene Erden" bezeichnet", für echtes Konfliktpotenzial. "Ohne diese 17 Metalle geht in den High-Tech-Industrien der Weltwirtschaft gar nichts", berichtet die Wirtschaftspresse: "Kein MP3–Player, kein Blackberry, keine Windkraftanlage."[10] Rund 95 Prozent dieser Stoffe werden zur Zeit in der Volksrepublik China gefördert. Da China aber selbst damit beschäftigt ist, eine moderne Industrie aufzubauen, wird es seine "Seltenen Erden" in Zukunft auch selbst benötigen. "Deng Xiaoping sagte schon 1992, dass China die neue Opec für Seltene Erden wird - und genau dies ist jetzt Realität", urteilt ein Experte für strategisch relevante Ressourcen.[11] Neben der Konkurrenz um die Rohstoffe Afrikas bildet sich hier ein weiteres Konfliktfeld heraus, das Berlin, geht es nach dem Willen des BDI, politisch zu bearbeiten hat. Damit zeichnet sich neuer Zündstoff für die Beziehungen zwischen Deutschland und China ab.
[1] "Es ist riskant, was China derzeit macht"; WirtschaftsWoche 21.11.2009
[2] Pressestatement von Ulrich Grillo, Vorstandsvorsitzender Grillo-Werke AG, Mitglied des BDI-Präsidiums und Vorsitzender des BDI-Ausschusses Rohstoffpolitik; Berlin, 25.08.2009
[3] "Es ist riskant, was China derzeit macht"; WirtschaftsWoche 21.11.2009
[4] Pressestatement von Ulrich Grillo, Vorstandsvorsitzender Grillo-Werke AG, Mitglied des BDI-Präsidiums und Vorsitzender des BDI-Ausschusses Rohstoffpolitik; Berlin, 25.08.2009
[5] "Es ist riskant, was China derzeit macht"; WirtschaftsWoche 21.11.2009
[6] Für eine strategische und ganzheitliche Rohstoffpolitik. BDI-Kernforderungen zur Rohstoffpolitik, Berlin 10.11.2008
[7] Fressen oder gefressen werden; Frankfurter Allgemeine Zeitung 10.05.2007
[8] Für eine strategische und ganzheitliche Rohstoffpolitik. BDI-Kernforderungen zur Rohstoffpolitik, Berlin 10.11.2008
[9] Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, Fraunhofer Institut System- und Innovationsforschung: Schlussbericht - Kurzfassung. Rohstoffe für Zukunftstechnologien. Einfluss des branchenspezifischen Rohstoffbedarfs in rohstoffintensiven Zukunftstechnologien auf die zukünftige Rohstoffnachfrage, 02.02.2009
[10], [11] Die neue Rohstoff-Opec; WirtschaftsWoche 21.11.2009 |
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