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http://www.derwesten.de/nachrichten/kultur/film/2009/3/31/news-115980411/detail.html
John Rabe - Der gute Mensch von Nanking
Film, 31.03.2009, Jürgen Overkott
Dortmund. Das Ende ist große Oper, ein Happy-End, das alle, alle happy macht. Doch die Geschichte, die Florian Gallenbergers Film zugrunde liegt, ist keine Kino-Oper; sie ist wahr. Der Oscar-Preisträger folgt einem mächtigen Trend: Immer mehr Filme arbeiten Zeitgeschichte auf.
John Rabe
Deutscher Kinostart: 02.04.2009
Regie: Florian Gallenberger
Darsteller: Ulrich Tukur, Daniel Brühl, Anne Consigny, Dagmar Manzel, Zhang Jingchu, Steve Buscemi u.a.
Oft misslingen die Projekte. Anders „John Rabe”: Der Film macht den großen Moment eines unscheinbaren Mannes nachfühlbar.
Gallenberger hat einen Blick für starke Symbole, nie gesehene Bilder und eine bisher unerzählte Geschichte. Sie spielt 1937 in China.
Japan verbündet mit Hitler-Deutschland
Das Land wird von Japan angegriffen, verbündet mit Hitler-Deutschland. Sturzkampfflieger bombardieren das Elektrizitätswerk der Hafenstadt Nanking, errichtet von Siemens, geleitet von dem Hamburger John Rabe (Ulrich Tukur). In größter Bedrängnis, kurz vor der drohenden Ablösung durch einen strammen Nazi (Mathias Herrmann), übernimmt Rabe Verantwortung für seine vorwiegend chinesischen Mitarbeiter.
Not macht den privilegierten Ausländer in buchstäblich letzter Sekunde erfinderisch. Während die ersten Bomben das Werksgelände in Schutt und Asche legen, entdeckt Rabe die schützende Kraft einer überdimensionalen Nazi-Flagge. Ausgerechnet das Banner, das andernorts für Tod und Vernichtung steht, rettet in China Leben.
John Rabe (c) Majestic
Leben retten: Nankings Ausländer, allen voran Schulleiterin Valérie Dupres (Anne Cosigny), drängen Rabe, den Japanern als augenscheinlicher Verbündeter eine Schutzzone für die Zivilbevölkerung abzuringen. Mit Erfolg: 250 000 Menschen überleben im Kessel von Nanking. Dennoch kann Rabe nicht verhindern, dass die Japaner ein Massaker anrichten. Zehntausende kommen zu Tode.
Sicherlich erinnert eine Botschaft des 130-Minuten-Epos an die 2006 verfilmte Biografie des jüdischen Schauspielers Michael Degen: „Nicht alle waren Mörder”. Aber Gallenberger ist klug genug, das wohl schwärzeste Kapitel der deutschen Gesellschaft nicht durch die platte Heldengeschichte eines einzelnen Gutmenschen weiß zu waschen. Der amerikanische Arzt Dr. Robert Wilson (Steve Buscemi) weiß um Rabes Parteizugehörigkeit und misstraut ihm. Selbst ein Herrenabend im Suff, grandios gespielt zwischen Albernheit und Verzweiflung, bringt zwischen den beiden Männern bestenfalls einen sprichwörtlichen Waffenstillstand; Frieden bringt er nicht. Damit gelingt Gallenberger einer der stärksten Momente des Films.
John Rabe (c) Majestic
Stark ist der vor Ort gedrehte „John Rabe” durch ein bestens eingespieltes Ensemble. Ulrich Tukur überzeugt als Führungskraft im besten Sinne: Er setzt sich durch, einerseits, andererseits hat er das Herz auf dem rechten Fleck. Steve Buscemi gibt seinen perfekten Gegenspieler. Als Arzt, der häufiger gegen den Tod verliert, als dass er Leben retten kann, wirkt er wie eine Leinwand-Ausgabe von Dr. House, physisch am Ende, psychisch ein Wrack. Und Anne Coscigny himmelt Ulrich Tukur wunderbar an. Sie macht sich Hoffnungen, weil Tukurs Rabe seine Frau (Dagmar Manzel) augenscheinlich beim Bombenangriff verloren hat. Sie war an Bord eines Flüchtlingsschiffes, das im Hafen von Nanking sank.
Stummer Schrei nach Menschlichkeit
Und der wirkliche John Rabe? Chinas Schindler durfte froh sein, dass er nach dem Krieg entnazifiziert wurde. Der einstige Siemens-Geschäftsführer wurde zum Übersetzer degradiert. Der gute Mensch von Nanking erlag nur fünf Jahre nach Kriegsende, 1950, den Folgen eines Schlaganfalls. Er hinterließ kaum mehr als seine Tagebücher. Ihr wahrer Wert sollte sich erst Jahrzehnte später erweisen - als stummer Schrei nach Menschlichkeit. |
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