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[翻译完毕] Wissenschaftler profilieren sich als Folterknechte

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发表于 2009-7-17 04:27 | 显示全部楼层 |阅读模式
本帖最后由 vivicat 于 2009-7-23 02:16 编辑

http://www.zeit.de/online/2009/29/gehirngeist-folter


Anti-Terrorkampf

Wissenschaftler profilieren sich als Folterknechte

Von Rainer Mausfeld | ©                        

ZEIT ONLINE, Gehirn&Geist                                 

15.7.2009                        - 09:43 Uhr                                                        

Psychologen haben nicht nur die Misshandlung vonGefangenen im Anti-Terrorkampf der USA überwacht. Sie haben auch neueTechniken entwickelt, die Persönlichkeit zu brechen


Gefängnis in der kubanischen Bucht von Guantánamo: Ein Häftling steht in seiner Zellentür, als ein US-Soldat vorbeigeht
© Mark Wilson/Getty Images

Wenn von "Psychologie und Folter" die Rede ist, wird man zuerst antherapeutische Aufgaben denken. Schließlich spielen Psychologen einewichtige Rolle bei der Betreuung von Folteropfern, die unter den Folgenihrer schlimmen Erfahrungen leiden. Der Versuch, sie zu lindern,erfordert profundes Wissen über die Auswirkungen, die solche"Verwüstungen der Seele" haben.

Die Psychologie trägt aber auch dazu bei, die Bedingungen besser zuverstehen, unter denen es zu Folter kommt; sie betreibtUrsachenforschung. So wäre Folter kaum denkbar ohne die Annahme, dassbestimmte Personen und Kulturgruppen minderwertig seien und man ihnenjene Rechte absprechen könne, die wir ansonsten für selbstverständlichhalten.
Aus der Geschichte wie auch aus experimentellen Studien kennen wirdie Neigung von Menschen, auf Basis beinah xbeliebiger Merkmale – seies Hautfarbe, Religion, Herkunft, Geschlecht oder sexuelle Orientierung– andere auszugrenzen und ihnen das zu verwehren, was wir alselementares Menschenrecht für uns beanspruchen. Die Psychologie kanndie Mechanismen solcher Kategorisierungen aufklären helfen. DieVoraussetzungen sowie die Auswirkungen von Folter gehören folglich inihren Untersuchungsbereich.

Wenn von "Psychologie und Folter" die Rede ist, denkt jedoch kaumjemand daran, dass Psychologen auch zur Entwicklung und Verfeinerungvon Foltertechniken beitragen und sich sogar an ihrem Einsatzbeteiligen. In den letzten Jahren kamen mehr und mehr Details darüberans Licht, wie sehr Vertreter des Fachs in solche Machenschaftenverstrickt sind.
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Mit der Etablierung demokratischer Rechtsstaaten und ihrer weit gehenden Kontrolle durch die Öffentlichkeit veränderte sich auch
das Gesicht der Folter. Um sie gleichsam unsichtbar zu machen, verlegten sich die Sicherheitsorgane auf Techniken, die man als Clean Torture, White Torture oder Psychological Torturebezeichnet. Auf Grundlage psychologischer Befunde entwickelte Methodenkönnen den Willen eines Gefangenen ebenso effizient brechen wie"traditionelle" körperliche Misshandlungen. Jedoch hinterlassen siekeine äußerlich sichtbaren Spuren, was diese neuen Technikeninsbesondere für Militärs und Geheimdienste so verlockend macht.
An den "innovativen Verhörmethoden", wie sie etwa in denGefangenenlagern in Guantánamo, Bagram oder Abu Ghraib zum Einsatzkamen, haben Psychologen entscheidend mitgewirkt. In den Fokus derWeltöffentlichkeit geriet dies im Jahr 2007: Damals bekundete diegrößte psychologische Berufsvereinigung, die American Psychological Association (APA),dass Psychologen, die "innovative Verhörtechniken" entwickeln oderSicherheitsleute darin ausbilden, "einen wertvollen Beitrag" leisten,um "Schaden von unserer Nation, anderen Nationen und unschuldigenZivilisten abzuwenden".
Um die Tragweite einer solchen Legitimierung der weißen Folter zuverstehen, muss man die Hintergründe näher betrachten. Nachinternationalen Rechtsnormen stellt Folter einen Angriff auf einRechtsgut dar, das absolut schützenswert ist. Das Folterverbotgestattet keine Ausnahmen – auch nicht im Fall eines politischen odergesellschaftlichen Notstands. Es gegen andere Rechtsgüter abzuwägen,gilt grundsätzlich als nicht statthaft.

Diese strikte Gesetzeslage soll dem Machtanspruch des Staates undseinem Streben nach Kontrolle rechtliche Grenzen setzen. Allerdings gabes in der Vergangenheit viele Versuche, die Absolutheit desFolterverbots zu unterlaufen. Die Befürworter "innovativerVerhörmethoden" bezeichnen diese zwar selbst als "harsch" oder"verschärft", betonen aber, dass es sich nicht um Folter imeigentlichen Sinn handle.
Eine Frage des "Ausgeliefertseins"

Ob etwas als Folter anzusehen ist oder nicht, lässt sich freilich nichtallein am Grad des verursachten körperlichen oder seelischen Schmerzesmessen. Das bestimmende Merkmal ist vielmehr die Situation, in der sichder Gefolterte dem Willen des Folterers ausgeliefert fühlt. Bestimmte,oft in Kombination eingesetzte Techniken stellen ein äußerst effektivesMittel dar, um den Willen eines Menschen zu brechen. Hierzu zählen vorallem: räumliche und zeitliche Desorientierung, soziale Isolation, Reizund
Schlafentzug, sensorischer Schmerz durch Lärm und grelles Licht,Erzwingen körperlicher Stresspositionen sowie sexuelle und kulturelleErniedrigung.
An den ersten Untersuchungen zu den Folgen sensorischer Deprivationin den 1950er Jahren war einer der damals bedeutendsten Psychologen,der Kanadier Donald O. Hebb, entscheidend beteiligt. Hebb berichtete,dass sich "die Identität von Versuchspersonen aufzulösen begann",nachdem diese zwei bis drei Tage lang schalldichte Kopfhörer, eineAugenbinde und besondere, das Tastempfinden reduzierende Kleidungtrugen. Wie viele andere Forscher suchte Hebb nach Mitteln und Wegen,die psychische Widerstandskraft und den Willen einer Person zuschwächen.

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1959 fasste der Militärsoziologe Albert Biderman die damals bekannte Forschung über Improved Interrogation Techniqueszusammen: Psychologische Folter sei "der ideale Weg, einen Gefangenenzu brechen", da sich "Isolation auf die Hirnfunktion des Gefangenenebenso auswirkt, wie wenn man ihn schlägt, hungern lässt oder ihmSchlaf entzieht". Dafür genüge es, den Betreffenden aller sozialenKontakte zu berauben, ihn zu desorientieren, seinen Schlafwach-Rhythmuszu stören und ihn massiv unter Stress zu setzen. Nach und nach komme esso zur Regression auf eine infantile Stufe.
Auch ein Verhörhandbuch der CIA, das berüchtigte "KUBARK" von 1963,beschreibt bereits ausführlich, wie sich die emotionale Verletzbarkeitdes Einzelnen zu diesem Zweck ausnutzen lässt. Das Handbuch erklärt denAuszubildenden sogar, dass die betreffenden Techniken dank derpsychologischen Forschung leicht erlernbar seien: "Es hört sichschwieriger an, als es ist, den Willen einer Person durchpsychologische Manipulation und ohne Anwendung von äußerlichen Methodenzu brechen."
Das KUBARK-Handbuch empfiehlt etwa die ständige Manipulation derZeit durch Vor- und Zurückdrehen der Uhr, was den Gefangenen "immertiefer in sich selbst verstrickt". Ist die zeitliche Orientierungeinmal zerstört, sollten weitere Methoden hinzutreten. Letztlich kommees darauf an, die Erfahrungswelt des Betreffenden völlig unberechenbarund chaotisch zu gestalten – ein Vorgehen, das als"Alice-in-Wonderland-Technik" bezeichnet wird.

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 wurde diepsychologische Forschung auf diesem Gebiet vor allem in den USA wiederverstärkt. Eine Verhörtechnik galt nun als optimal, wenn sich durch sieder Wille selbst der stärksten Persönlichkeit brechen ließ und ihreFolgen zugleich unsichtbar blieben. Im Jargon derGuantánamo-Verhörprotokolle tragen die eigens dafür von Psychologenentwickelten Maßnahmen schillernde Namen wie Pride and Ego down, Fear up Harsh oder Invasion of Space by a Female.
Hinter Pride and Ego down verbirgt sich beispielsweise,muslimische Gefangene nackt vor weiblichen Aufsehern zu verhören oderin Frauenunterwäsche posieren zu lassen. Auch erzwungenes Masturbierenoder das Vorführen von "Kunststücken" wie ein dressierter Hund gehörendazu. Verbunden mit mehrtägigem Schlafentzug, sensorischer Deprivationund Desorientierung sowie stundenlangem Verharren in starrenKörperhaltungen destabilisiert dies die Gefangenen psychisch derart,dass es schließlich zu willfähriger Unterwerfung kommt.

Immer wieder rechtfertigten die Befürworter solche Methoden damit, esgehe hier um die Beschaffung sicherheitsrelevanter Informationen.Tatsächlich zielt die beschriebene Praxis aber in fast allen Fällenvorrangig auf Disziplinierung, Demütigung und Erniedrigung.
Beteiligung hochrangiger Forscher

Die in Guantánamo angewandten Verhörtechniken haben Psychologenentworfen – insbesondere die Firma "Mitchell, Jessen & Associates",an der auch ein ehemaliger Präsident der APA namens Joseph Matarazzobeteiligt ist. Diese Firma hat sich auf die Ausbildung vonVerhörexperten spezialisiert und vermutlich auch Anweisungen fürVerhöre in so genannten Black Sites entwickelt, also Verhöre in Staaten, in denen öffentlicher Widerstand kaum zu befürchten ist.
James Mitchell und Bruce Jessen nahmen im Mai 2002 an einem vomPentagon und der CIA organisierten Symposium teil, bei dem anlässlichder Festnahme eines El-Kaida-Führungsmitglieds "innovativeVerhörtechniken" vorgestellt und diskutiert wurden.
Auf dieser Veranstaltung hielt der renommierte Psychologe MartinSeligman einen Vortrag, in dem er über das Konzept der erlerntenHilflosigkeit referierte. Die von Mitchell und Jessen entwickelteMethode zielt vornehmlich darauf ab, den Verhörten in einen solchenZustand erlernter Hilflosigkeit zu versetzen.

Auch die Befragungen in Guantánamo selbst fanden häufig unter Aufsichtvon Psychologen statt. So wohnte das APA-Mitglied John Leso wiederholtBefragungen von Mohammed al-Kahtani bei. Sie dauerten mitunter 20Stunden am Stück, wie den Protokollen zu entnehmen ist.




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Müssten diese Vorgänge unter Psychologen nicht für Empörung sorgen?Sollte man der APA nicht ihre eigenen ethischen Richtlinien inErinnerung rufen? Tatsächlich verlangten nur wenige der rund 150.000APA-Mitglieder, das wahre Ausmaß der Beteiligung von Psychologen anMenschenrechtsverletzungen aufzudecken. Nachdem bekannt wurde, wie sehrdas Prinzip der "innovativen Verhörmethoden" auf der Expertise vonPsychologen beruhte, geriet die APA dennoch zunehmend unter Druck.
Zwar stellte der Verband in einer Stellungnahme fest, dass er jedeArt von Folter ablehne. Bei den angewandten Methoden handle es sichjedoch zum einen gar nicht um Folter. Zum anderen gebe es nicht nureine ethische Verpflichtung, das Individuum zu schützen, sondern auchdie, Schaden von der Nation abzuwenden. Im Konfliktfall gelte es,beides gegeneinander abwägen – etwa um sicherheitsrelevanteInformationen zu beschaffen. (Die Argumentation klingt erschreckendvertraut: Auch NS-Ärzte hatten seinerzeit einen Konflikt geltendgemacht zwischen der Verpflichtung, dem Wohl des Einzelnen zu dienen,sowie der, den "Volkskörper" gesund zu erhalten.)
Das APA-Präsidium setzte eine Kommission ein, die die Beteiligungvon Psychologen an den in Guantánamo eingesetzten Verhörmethoden sowiederen ethische Bewertung untersuchen sollte. Zunächst blieb dieZusammensetzung des Gremiums geheim. Erst als ein Mitglied die von derAPA verordnete Schweigepflicht brach, wurde bekannt, dass fünf derneun stimmberechtigten Mitglieder Militärpsychologen und ausgewieseneExperten für "innovative Verhörtechniken" waren. Einige hatten selbstin verantwortlichen Positionen im Irak, in Afghanistan und inGuantánamo Verhöre vorbereitet und wissenschaftlich begleitet. Zudemnahm das Pentagon sowie das APA-Präsidium Einfluss
auf die Arbeit und die Empfehlungen der Arbeitsgruppe.
Unter dem wachsenden öffentlichen Druck vollzog die APA im Oktober2008 – rechtzeitig zum erwarteten politischen Machtwechsel in den USA –eine späte Kehrtwende. Sie kündigte eine "deutliche Änderung"(significant change) ihrer Haltung an: Psychologen dürften sich absofort nicht mehr an Menschenrechtsverletzungen von Gefangenenbeteiligen. Doch wie sicher können wir sein, dass der Schutz und dieMenschenwürde des Einzelnen nicht bei nächster Gelegenheit wieder demvermeintlich übergeordneten Interesse des Staates zum Opfer fallen?
- Rainer Mausfeld ist Professor für Allgemeine Psychologie an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Der Artikel ist in der aktuellen Ausgabe des Magazins Gehirn&Geist im Spektrum der Wissenschaft Verlag erschienen. Er kann dort als PDF heruntergeladen werden.
Anm. der Redaktion: Aufgrund einestechnischen Fehlers fehlten zunächst die letzten drei Absätze desArtikels. Nun ist er hier in seiner Vollfassung zu lesen. Wir bitten umEntschuldigung.
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发表于 2009-7-18 12:40 | 显示全部楼层
这篇我领了
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发表于 2009-7-26 23:41 | 显示全部楼层
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