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14.10.2009, 17:40
Geteilte Buchmesse
Das andere China
Viele Regimekritiker und Autoren sindenttäuscht vom offiziellen Auftritt des Gastlandes auf der FrankfurterBuchmesse. Sie fühlen sich von ihrem Heimatland nicht vertreten.
Von FOCUS-Online-Autor André Weikard (Frankfurt)
Chinas Vizepräsident Xi Jinping auf der Frankfurter Buchmesse. AP
Weil Zensoren und Zensierte auch auf der Frankfurter Buchmesse nicht aneinen Tisch zu bringen sind, konkurriert das inoffizielle China mit demoffiziellen. Während Chinas Vizepräsident Xi Jinping bei derEröffnungsgala von Angela Merkel hofiert wird, fühlen sich dieRegimekritiker an den Rand gedrängt. Das andere China ist einverstoßenes China. Das machen auch die Raumverhältnisse in denFrankfurter Messehallen deutlich.
Während dem Ehrengast eineganze Halle zur Verfügung steht, um jene Bücher vorzustellen, die diestaatliche Zensur passiert haben, hat der unabhängige chinesischeSchriftstellerverband PEN seinen kleinen Stand am äußersten Rand vonHalle 3 – in der Sektion Tourismus. Dort erfährt man vonRegimekritikerin Dai Qing, wie enttäuscht sie von derEröffnungskonferenz sei. Chinas Vizepräsident Xi Jinping sei dort alsVertreter von 1,3 Milliarden Chinesen aufgetreten. Dai Qing aber sagt:„Ich fühle mich nicht vertreten.“
Der Staat kontrolliert den Literaturbetrieb
Inder Volksrepublik gibt es 571 Verlage, sie alle sind staatlich. Auchdie ISBN-Nummern werden vom Staat vergeben, und die Zensur sorgt dafür,dass es keine Literatur über den 4. Juni 1989 gibt, den Tag desgrausamen Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking.Keine Literatur über den „Großen Sprung“, die von Mao verordnetegewaltsame Industrialisierung Chinas, die nicht nur ein ökonomischesDesaster war, sondern auch zur größten durch Menschen verschuldetenHungersnot aller Zeiten führte.
Chinesische Autoren reagierenauf das Publikationsverbot, indem sie ihre Schriften nach Hongkongschmuggeln und dort drucken lassen. Oder sie veröffentlichen imInternet, wo ihre Texte aber nur unter Umgehung der staatlichenInternetsperren gelesen werden können. Das ist mit einer speziellenSoftware möglich, die natürlich illegal ist. China geht in letzter Zeitimmer aggressiver gegen Regimekritiker vor. Wer unautorisierte Werkedruckt, dem drohen 15 Jahre Haft.
Wut auf die Herren im feinen Anzug
Derchinesische Staat finanziert außerdem den Medienfonds Shanghai MediaGroup (SMG) mit der gigantischen Summe von 1,5 Milliarden US-Dollar.Mit diesen Mitteln soll gezielt Einfluss auf ausländischeMedienkonzerne ausgeübt werden. Wirtschaftliche Abhängigkeiten werdenerzeugt, indem Werbung geschaltet wird, oder es wird direkt Einflussauf die dortige Unternehmenspolitik genommen, indem Beteiligungenerworben und loyale Mitarbeiter eingeschleust werden.
Ma Jian,Autor des kürzlich auch auf Deutsch erschienen Buches „Peking-Koma“,zeigt auf seine Narbe am Arm und berichtet, er selbst sei wegen seinerArbeit als Schriftsteller verprügelt worden. Seine Wut auf die „Herrenmit den feinen Anzügen in Halle 6“, der Halle, in der sich deroffizielle Ehrengast der Buchmesse präsentiert, ist echt. Über dieArbeiten seiner chinesischen Schriftstellerkollegen dort sagt er: „Indiesen Büchern werden Sie die Wahrheit nicht finden.“ Er selbst weißnicht, ob ihm die Einreise nach China jemals wieder erlaubt werdenwird. Der Autor lebt heute in London.
„Haben Sie keine Vorurteile“
Vielenseiner Kollegen droht die Ausbürgerung aus der Heimat. Fünf Mitgliederdes chinesischen PEN-Clubs sind seinen Angaben zufolge derzeitinhaftiert. Zu ihnen gehört etwa Nurmuhemmet Yasin. Der veröffentlichte2004 eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Wildtaube“, in der es um eineTaube geht, die lieber Selbstmord begeht, als in Gefangenschaftweiterzuleben. Der chinesische Staat fasste die Erzählung als„Anstiftung zu uigurischem Separatismus“ auf und verurteilte den Autorzu zehn Jahren Haft.
Inhaftiert ist derzeit auch Liu Xiaobo, derbis zu seiner Verhaftung im Dezember 2008 Präsident des chinesischenPEN-Clubs war. Er veröffentlichte das Bürgerrechtsmanifest „Charta 08“und wurde daraufhin wegen „Untergrabung der Staatsgewalt“ angeklagt. Erwartet seit nunmehr zehn Monaten in chinesischen Gefängnissen aufseinen Prozess. PEN-Deutschland hat eine Petition zu dem Fall an dasBundespräsidialamt und an die Bundesregierung gerichtet. Eine Antwortblieb bis heute aus. Stattdessen ruft Angela Merkel den Messebesuchernzu: „Haben Sie keine Vorurteile.“ Auch das gehört zur Schizophrenie derdiesjährigen Buchmesse.
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