|
本帖最后由 vivicat 于 2009-8-24 21:00 编辑
http://www.zeit.de/2009/34/01-Banken
Der BankenüberfallVon Uwe Jean Heuser | © DIE ZEIT, 13.08.2009 Nr. 34
Kaum hat der Staat die Finanzindustrie gerettet, drehen Banken wieder das große Rad. Das darf die Politik nicht dulden
Kaum scheint der freie Fall vorerst beendet zu sein, zocken die Banker weiter
© Thomas Lohnes / ddp
So etwas hat selbst eine Geldmaschine wie Goldman Sachs noch nichtverkündet: Mehr als 100 Millionen Dollar haben die Händler derführenden Wall-Street-Bank zuletzt an den meisten Arbeitstageneingestrichen. Alles in allem konnte die Superbank in diesem Jahr schonmehr als zehn Milliarden Dollar für Gehälter und Boni zurücklegen.Andere Geldhäuser räumen gleich mit ab. Ob Barclays in London, CreditSuisse in Zürich, JP Morgan in New York oder auch die Deutsche Bank inFrankfurt – die führenden Institute melden riesige Gewinne, und ihreTopleute verdienen kräftig mit.
Die Staaten aber stehen mit Abermilliarden neuer Schulden da, weildie Finanzbranche einen gewaltigen Abschwung ausgelöst hat. Und nur einpaar Monate später regiert in den Führungsetagen der Banken business asusual. Das ist ein Anschlag auf das Gerechtigkeitsempfinden.
Anzeige
Mögen auch manche Banken am Boden liegen und die Kredite für dieWirtschaft knapp werden – die Institute, die durch eigenes Geschickoder staatliche Rettungspakete davongekommen sind, drehen erneut dasgroße Rad. Noch verdienen diese lucky few ihr Geld, indem siegegen hohe Gebühren Staats- und Unternehmensanleihen an den Marktbringen. Sie handeln mit Zinspapieren, Rohstoffen, Währungen, und dasist auch alles nicht sonderlich gefährlich. Doch die Aktienspekulantenlaufen sich schon wieder warm, und die Derivate-Künstler sindunverändert im Einsatz.
Einige Finanzmanager fordern nun Moral. Doch wie soll die aussehen?
Schon wird gerätselt, wo es zum nächsten Goldrausch kommen könnte.Viele tippen auf den Klimaschutz. Die Aktienkurse von Umweltunternehmenkönnten durch die Decke gehen, vielleicht gelingt es Banken und Fondsauch, den Handel mit Klimagasemissionen für Spekulanten attraktiv zumachen.
Nun könnte man defätistisch sagen, das Auf und Ab sei nun einmal dasLebensprinzip der Marktwirtschaft. Und tatsächlich müssen wir mitstarken Wellenbewegungen leben, sie sind der Preis des Wachstums undder Innovation. Aber hinnehmen, dass die Banken diese Schwankungen nachHerzenslust verstärken und sich dabei goldene Nasen verdienen – dasmüssen wir nicht. Im vergangenen Boom haben amerikanischeFinanzinstitute, gemessen an der Zahl ihrer Mitarbeiter, rund fünfmalso hohe Erträge erzielt wie der Rest der Wirtschaft. Diese Schieflagekonnte nur ins Verderben führen.
Kapitalismus: Die größten Crashs der Geschichte
Bildstrecke starten »
Einige Finanzmanager fordern von ihrer Zunft nun Moral. Doch wiesoll die aussehen? Die Trader werden daran gemessen, wie viel Geld siereinholen. Und sie gehen zu den Banken, die ihnen möglichst viel Gelddafür geben.
Der BankenüberfallSeite 2/2
Der oberste Anwalt des Staates New York, Andrew Cuomo, ist entsetztüber diese Belohnungspraxis. In seinem Report legt er dar, dass dieUS-Banken in guten wie in schlechten Zeiten riesige Boni ausschütten.In diesem kranken System finden die Topleute immer eine Möglichkeit,die Institute gegeneinander auszuspielen. Und die Banken überbietensich dann gegenseitig und erzeugen einen gigantischen Profitdruck inder Branche.
Die Staaten dürfen sich das nicht gefallen lassen. Schon hört manwieder, mehr Bankenregulierung mache die Marktwirtschaft kaputt. DasGegenteil ist richtig. Und es ist auch kein Geheimnis mehr, wie man dasschädliche Treiben begrenzen kann, ohne die Finanzmärkte zu zerstören.Zuallererst müssen die Banken verpflichtet werden, im Aufschwung mehrEigenkapital zurückzulegen als bisher, damit sie sich nicht übermäßigverschulden und im Abschwung zum Rettungsfall werden. Zudem muss dieAufsicht lückenlos sein, sonst flüchtet das Kapital wie gehabt inunkontrollierte Fonds, oder die Banken ziehen riskante Geschäfte auf,die in ihrer Bilanz gar nicht auftauchen. Alle neuen Finanzproduktemüssen auf ihre Seriosität geprüft werden, bevor sie an die Kundengehen. Gerade die schwer zu verstehenden Derivate dürfen nur an derBörse gehandelt werden und nicht unter dem Tisch. Schließlich muss mandas Bonussystem der Banken so verändern, dass nicht nur gute Ergebnissehonoriert, sondern schlechte auch bestraft werden. Und man mussüberlegen, ob man großen Banken, die alles zum Einsturz bringen können,eine Art zusätzlicher Versicherungssteuer auferlegt.
Gerade Deutschland käme mehr Finanzstabilität zupass. Abgesehen vonder Deutschen Bank, hat das Land von den vergangenen Finanzblasen kaumprofitiert, hinterher aber kräftig bezahlt. Die meisten Gewinne bleibenin New York und London hängen, weshalb die Amerikaner und Briten vieleRegeln ablehnen. Das heißt aber nur, dass die Deutschen umso mehr fürsie kämpfen müssen! Denn es reicht einfach nicht, wenn dieStaatengemeinschaft ein paar Regeln für Hedgefonds erlässt undSteueroasen den Kampf ansagt.
Warum kreist nicht wenigstens der heimische Wahlkampf um die Frage,was wir aus der Krise lernen? Die Debatte würde zeigen, dass nichtalles weltweit geregelt werden muss. Wenn die heimischen Banken im Boommehr Eigenkapital zurücklegen müssen als andere, stehen sie,langfristig gesehen, nicht schlechter, sondern besser da. Und wennmanches Finanzprodukt nur im Ausland zu haben ist, geht die Wirtschaftauch nicht unter, manchem Geldanleger bleibt sogar ein Verlust erspart.
Es reicht nicht aus, die Banken einmal zu retten. Die Politik musssie auch vor sich selbst in Schutz nehmen. Man wüsste zu gern, wie weitAngela Merkel dabei gehen will.
Diesen Artikel finden Sie als Audiodatei im Premiumbereich unter www.zeit.de/audio |
|