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http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57875
NEW DELHI/BERLIN (Eigener Bericht) - Das Auswärtige Amt kündigt eine breit angelegte PR-Kampagne für Deutschland in Indien an. Im kommenden Jahr werde unter dem Titel "Deutschland und Indien - unendliche Möglichkeiten" in zahlreichen indischen Städten eine Veranstaltungsreihe starten, die dort "das positive Bild von Deutschland" stärken solle, teilt das Außenministerium mit. Ziel ist es, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern zu intensivieren, um die Position der Bundesrepublik im aufstrebenden Indien zu verbessern. Indien gilt als ein strategischer Partner des Westens bei künftigen Auseinandersetzungen mit der Volksrepublik China. Eine besondere Rolle kommt in den westlichen Plänen dabei der Kontrolle New Delhis über den Indischen Ozean zu. Dort bemüht sich China derzeit um den Aufbau einer Reihe von Handelsstützpunkten, um seine Schiffe auf dem Weg nach Europa und Afrika zu schützen. Die Berliner Indien-Aktivitäten haben ebenso mit der Rivalität gegenüber China zu tun wie die aktuellen NATO-Bemühungen um eine enge Kooperation mit Pakistan, die am Wochenende in den Start einer NATO-Luftbrücke in das Land mündeten.
Positives Deutschlandbild
Das Auswärtige Amt kündigt für September 2011 den Start einer einjährigen PR-Kampagne in Indien an. Offizieller Anlass ist der 60. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Bonn und New Delhi. Mit einer Veranstaltungsreihe werde sich Deutschland "als innovativer, kreativer Partner Indiens für die Lösung von Zukunftsfragen präsentieren", teilt das Ministerium mit.[1] Damit solle nicht nur "die Sichtbarkeit bestehender deutsch-indischer Kooperationen erhöht", sondern auch "das positive Bild von Deutschland in Indien (...) erweitert" werden. Zudem wolle man neue Felder der Zusammenarbeit öffnen. Die deutsche PR-Kampagne wird in den sieben größten indischen Metropolen (New Delhi, Mumbai, Kolkata, Bangalore, Chennai, Pune, Hyderabad) und in ausgewählten weiteren Städten durchgeführt.
Militärische Dimensionen
Indien rückt seit geraumer Zeit immer stärker in den Blick der Berliner Außenpolitik. Ursache sind keineswegs nur wirtschaftliche Interessen - Indien gilt mit seinen hohen Wachstumsraten als Zukunftsmarkt, es ist deutschen Unternehmen in den vergangenen Jahren gelungen, das Volumen des deutschen Außenhandels mit dem Land von rund fünf Milliarden Euro im Jahr 2003 auf 13,4 Milliarden Euro 2008 zu steigern. Die boomende Wirtschaft eröffnet New Delhi vor allem auch neue machtpolitische Möglichkeiten. "Dank seiner wachsenden Wirtschaftsmacht hätte Indien jetzt die Möglichkeit, auch in militärischen Dimensionen von Macht zu denken", heißt es in der jüngsten Ausgabe der Zeitschrift Internationale Politik, die Indien zum Schwerpunkt hat; "tatsächlich stiegen die Militärausgaben im vergangenen Jahr um über ein Drittel auf 30 Milliarden Dollar."[2] In der Tat spielen machtpolitische Erwägungen eine erhebliche Rolle für die deutschen Pläne, eine engere Zusammenarbeit mit Indien zu erreichen.
Strategie der Perlenkette
Diesbezügliche Überlegungen, die über die einfache Erwägung hinausgehen, Indien als asiatischen Gegenspieler Chinas zwecks dessen Eindämmung aufzubauen, hat letztes Jahr Hans-Georg Wieck geschildert. Wieck, ein ehemaliger Präsident der deutschen Auslandsspionage (BND), der auch als Leiter des Planungsstabes im Bundesverteidigungsministerium und als Botschafter Deutschlands in New Delhi tätig war, konkretisiert die Rolle, die der Westen Indien zugedacht hat, am Beispiel des Indischen Ozeans. Hintergrund ist, dass China seinen um hohe Raten wachsenden Seehandel durch den Indischen Ozean abzusichern trachtet, indem es in mehreren Anrainerstaaten den Ausbau von Tiefseehäfen unterstützt - gleichsam als Handelsstützpunkte ("Strategie der Perlenkette"). Bekannt sind Hafenprojekte Chinas in Gwadar (Pakistan), Hambantota (Sri Lanka) und Chittagong (Bangladesch). Japanische Beobachter wollen "Hinweise" erkannt haben, dass die Volksrepublik rings um den Ozean auch Möglichkeiten suche, in Anrainerhäfen Benutzungsrechte für die chinesische Marine zu erhalten - genau das also, "was das US-Militär seit den 1990er Jahren in Südostasien tut".[3]
Seeraumüberwachung
Wie Wieck, derzeit Vorsitzender des Gesprächskreises Nachrichtendienste in Deutschland, erklärt, sei Indien "bereit und interessiert", eine "internationale Funktion bei der Sicherung des Seeverkehrs im Indischen Ozean und den angrenzenden Seewegen (Golf von Aden; Straße von Malakka) zu übernehmen".[4] Die indische Marine ist laut Beobachtern schon heute "regional gesehen dominant und baut gerade ihre Vormachtstellung aus". Auch die hochgerüstete indische Luftwaffe ermöglicht demnach "eine Projektion der militärischen Macht bis weit über die Grenzen" des Landes hinaus.[5] Hinzu kommt, dass New Delhi Washington wohl "gewisse Stationierungsrecht in indischen Häfen" einräume: "Der Vertrag liegt bereits seit zwei Jahren unterschriftsreif vor", berichtet Wieck. Wie er urteilt, wird die Seeraumüberwachung "eine gemeinsame Aufgabe werden". Eine ursächliche Rolle habe "nicht zuletzt" die "aufkommende(...) chinesische(...) Marinepräsenz im Indischen Ozean". New Delhi sei dabei gewillt, in diesem Zusammenhang auch Vereinbarungen mit anderen Anrainerstaaten des Indischen Ozeans zu treffen.[6]
Weit entfernte Einsatzgebiete
Beobachter wie Wieck halten es allerdings für nicht völlig gewiss, dass Indien sich in künftigen Spannungen zuverlässig auf die Seite des Westens schlagen werde. Die Berliner Bemühungen um eine engere Kooperation mit New Delhi haben auch hier eine Ursache. In diesem Zusammenhang gewinnt nicht zuletzt die beginnende militärische Präsenz der Bundesrepublik im Indischen Ozean Bedeutung. Die EU hat das Operationsgebiet europäischer Marineschiffe zur Piratenbekämpfung mittlerweile deutlich in den Indischen Ozean hinein ausgedehnt. Letztes Jahr meldete die deutsche Luftwaffe, sie habe erstmals Eurofighter eigenständig über eine Strecke von rund 8.200 Kilometer verlegt - nach Indien, zur dortigen Luft- und Raumfahrtausstellung Aero India. Sei man bisher bei der Verlegung auf die NATO-Partner angewiesen gewesen, könne die Luftwaffe nun "aus eigener Kraft ihre weiter entfernten Einsatzgebiete unabhängig und eigenständig erreichen".[7]
Luftbrücke
Berlins Aktivitäten in Indien werden unter anderem ergänzt durch die engere Kooperation der NATO mit Pakistan, die gegenwärtig im Rahmen tatsächlicher oder angeblicher Hilfsleistungen eingeleitet wird und sich perspektivisch ebenfalls gegen China richtet (german-foreign-policy.com berichtete [8]). Das westliche Kriegsbündnis hat vergangenes Wochenende seine Luftbrücke nach Pakistan in Betrieb genommen: Eine erste Frachtmaschine startete am Wochenende vom deutschen AWACS-Stützpunkt in Geilenkirchen bei Aachen.[9] Die militärische Erschließung Südasiens durch die NATO und einzelne NATO-Staaten schreitet voran - mit Beteiligung Deutschlands. |
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